Die Unsicherheit in Sachen Zollstreit zwischen China und den Vereinigten Staaten bleibt Anlegern auch in dieser Woche erhalten. Gute Konzernergebnisse könnten den deutschen Aktienindex stützen.
13. Mai 2019. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nach dem Kurseinbruch in der vergangenen Woche geht es heute unter 12.000 Punkte weiter, auch wenn der DAX am morgen leicht darüber eröffnet hat. Am Montagmorgen steht der Index bei 11.990 Punkten. Die Volatilität ist mit den Verlusten deutscher Bluechips nach oben geschossen von sehr niedrigen 14 Prozent gemessen am VDAX-New. Kurzzeitig stand der wichtigste Volatilitätsindikator über 20 Prozent.
Die US-chinesische Zollstreit bleibt an den Kapitalmärkten ein ungemütliches Thema. Nach der Erhöhung der Importtarife auf chinesische Waren im Wert von 200 Milliarden US-Dollar am vergangenen Freitag legt Donald Trump mit der möglichen Ausweitung der Sonderzölle auf alle verbliebenen Einfuhren aus China bereits nach. Das beträfe Güter im Wert von etwa 300 Milliarden US-Dollar. "Obwohl an den Finanzmärkten weiterhin von einer Einigung im Handelsstreit ausgegangen wird, haben die jüngsten Ereignisse den Risikoappetit der Anleger spürbar eingebremst", fasst die HSBC zusammen.
Keine schnelle Lösung
Da für die kritischsten Fragen - dazu zählten der Schutz des geistigen Eigentums und die unterschiedliche Auffassung zur Subventionspolitik - eine schnelle Lösung nach Auffassung von Chris-Oliver Schickentanz kaum möglich ist, erwartet der Commerzbank-Analyst zunächst chinesische Gegenmaßnahmen. Danach dürften die Verhandlungen fortgesetzt werden. Eine Eskalation würde beiden Seiten nicht passen. Trump wolle kommendes Jahr wiedergewählt werden und in China stehe der 70. Jahrestag der Volksrepublik bevor.
Ein bislang schlechtes Geschäft
Der Taktgeber für die Kapitalmärkte sitzt derzeit in Washington. Denn in wenigen Tagen endet laut Ulf Krauss von der Helaba auch die 90-Tage-Frist hinsichtlich der Autoimporte aus der Europäischen Union. Der US-Präsident müsse darlegen, inwieweit diese eine Bedrohung der nationalen Sicherheit darstellen. Sollte der Streit mit China weiter eskalieren, würden die Vereinigten Staaten gegenüber Europa vermutlich zunächst auf Zeit spielen, um einen Handelskrieg an zwei Fronten zu vermeiden. Im Übrigen müssten US-Steuerzahler für die Zollstreitigkeiten bereits ziemlich tief in die Tasche greifen. Ökonomen des Peterson Institute for International Economics (PIIE) bezifferten die Kosten für jeden durch die Stahlzölle in den USA geschaffenen Arbeitsplatz mit rund 900.000 US-Dollar. Das entspreche etwa dem dreizehnfachen Jahresgehalt in der Branche.
Ausschläge in beide Richtungen möglich
Abseits der Zolldiskussionen könnte sich der deutsche Aktienmarkt nach Ansicht von Schickentanz auf dem etwas niedrigerem Niveau stabilisieren. Anstehende Unternehmensmeldungen dürften aufgrund teils moderater Bewertungen eine bei vielen Konzernen ungebrochene Dynamik offenbaren.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten
9.00 Uhr. Frankfurt: Börsengang der Frequentis AG. Der Spezialist für Steuerungssysteme in Kontrollzentren geht in den Prime Standard, nachdem die Aktie zuvor auch über die Börse Frankfurt gezeichnet werden konnte.
Mittwoch, 15. Mai
8.00 Uhr. Deutschland: Bruttoinlandsprodukt erstes Quartal. Deutschland hat die Kurve gekriegt. Nach Schrumpfung und Stagnation in den letzten beiden Quartalen des vergangenen Jahres dürfte das Bruttoinlandsprodukt laut DekaBank-Analysten von Januar bis März wieder normal gestiegen sein. Die Industrie bleibe zwar ein Bremsklotz, arbeite sich aber trotz global stotterndem Konjunkturmotor tapfer nach oben. Umso stärker entwickele sich die Binnenkonjunktur. Allen voran hätten der Konsum und die Bauinvestitionen das Wachstum getrieben. Die Prognose der DekaBank als auch der Konsens sehen das Bruttoinlandsprodukt um 0,4 Prozent höher als im Vorquartal.
14.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsätze, April. Die Ausgaben für Konsum sehen Analysten zufolge in etwa auf dem Vormonatsniveau. Der deutlich niedrigeren Anzahl der verkauften PKW stünden spürbar höhere Ausgaben für Benzin gegenüber. Unterm Strich erwarten Marktbeobachter rund 0,3 Prozent höhere Einzelhandelsumsätze.
Von: Iris Merker
13. Mai 2019, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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