
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Inflationserwartungen für den Euroraum werden nach Einschätzung eines Ökonomen von Zweifeln an den möglichen Nachfolgern von EZB-Präsident Mario Draghi belastet. Peter Tillmann, Professur für Monetäre Ökonomik an der Universität Gießen, sagte bei einer Diskussion über die Herausforderungen für die EZB nach dem Ende der Präsidentschaft Mario Draghis: "Die Five-Year-Five-Year-Swap-Rate beinhaltet wahrscheinlich eine hohe negative Risikoprämie, weil die Märkte befürchten, dass Draghis Nachfolger nicht das ganze Instrumentarium einsetzen werden."
Tillmann bezog sich dabei auf die Tatsache, dass die aus diesem Swapsatz ableitbare Inflationserwartung in fünf Jahren für die darauf folgenden fünf Jahre inzwischen wieder unter 1,5 Prozent gefallen ist. Draghi hatte diese Messgröße der Inflationserwartung einmal als eine für die Europäische Zentralbank (EZB) entscheidende bezeichnet. Seitdem wird sie an den Finanzmärkten genau beobachtet.
Tillmann erwartet, dass Draghis Nachfolger im Amt den Vorschlag zu einer Strategiediskussion aufgreifen wird. "Es ist noch völlig offen, wie die Bilanzsumme der Zukunft aussieht", sagte er. Es müsse geklärt werden, ob die Bilanzsumme als ein separates Instrument auch zum Vorhalten sicherer Reserve-Assets dienen solle. Außerdem ist aus seiner Sicht noch klarzustellen, dass die EZB kein Preisstabilitäts- sondern ein Inflationsziel hat.
Tillmann geht davon aus, dass es weiterhin eine Forward Guidance zu Zinsen und Wertpapierbeständen geben wird. Das derzeit viel diskutierte Konzept einer Preisniveausteuerung - Phasen einer unterdurchschnittlichen Inflation werden durch Phasen überdurchschnittlicher Inflation ausgeglichen - hält der Ökonom für nicht praktikabel. "Preisniveausteuerung zu kommunizieren, ist schwierig, fast unmöglich", sagte er.
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May 13, 2019 10:30 ET (14:30 GMT)
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