BERLIN (Dow Jones)--Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat Bedenken gegen den Vorstoß des Bundesbildungsministeriums für einen Mindestlohn für Auszubildende gezeigt, weil dieser sich auf die Ausbildungsbereitschaft von Kleinbetrieben auswirken könnte. Insbesondere die Steigerungen von Ausbildungsjahr zu Ausbildungsjahr belasteten kleinere Unternehmen in erster Linie in Ostdeutschland, sagte Vize-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks der Neuen Osnabrücker Zeitung. "Hier kann es daher zu geringeren Ausbildungsaktivitäten kommen."
Grundsätzlich sei es aber "richtig", die Attraktivität der Berufsbildung zu erhöhen, betonte Dercks und verwies auf den starken Fachkräftemangel in allen Branchen. "Dabei geht es nicht nur ums Geld, sondern auch um zusätzliche Angebote wie Auslandsaufenthalte und Zusatzqualifikationen", unterstrich er aber. Die Tarifparteien hätten sich im Übrigen in den vergangenen Jahren auch ohne gesetzliche Regelung auf überdurchschnittliche Steigerungen verständigt.
Das Regierungskabinett will den Azubi-Mindestlohn bei seiner nächsten Sitzung am Mittwoch auf den Weg bringen, wie Bundesbildungsministerin Anja Karliczek ankündigte. "Wir wollen die Aus- und Weiterbildung stärken und deswegen wollen wir jetzt einen ersten Schritt mit der Mindestausbildungsvergütung gehen", sagte die CDU-Politikerin am Montag in einem Video über den Kurznachrichtendienst Twitter. Auch der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) hatte aber bereits mit Kritik auf den Plan reagiert, zum 1. Januar 2020 eine Mindestausbildungsvergütung in Höhe von 515 Euro einzuführen, die bis Ende 2023 auf 620 Euro steigen soll.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
DJG/ank/apo
(END) Dow Jones Newswires
May 14, 2019 02:47 ET (06:47 GMT)
Copyright (c) 2019 Dow Jones & Company, Inc.