Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat dem Eindruck widersprochen, die Dringlichkeit des Klimaproblems unterschätzt zu haben. "Nein, und ich bin überzeugt, dass wir mit unseren Zielsetzungen bis 2030 vorbildlich sind", sagte sie der "Süddeutschen Zeitung" (Donnerstag) auf eine entsprechende Frage. "Aber gerade die seit Monaten demonstrierenden jungen Leute machen uns deutlich, dass sie noch entschiedeneres Handeln für nötig und machbar halten." Es sei gut, dass "Fridays for future" und andere Druck machten. "Wir müssen ja zusätzlich zu den schon beschlossenen Maßnahmen noch mehr tun, um die Klimaziele 2030 zu erreichen."
Erneut warb Merkel für ihren beim EU-Gipfel in Sibiu vor wenigen Tagen vorgestellten Plan einer "Koalition der Willigen" für die Bepreisung von CO2 in den Bereichen, die noch nicht mit dem Zertifikatehandel geregelt seien. "Das können wir in den nächsten Monaten entscheiden und müssen es nicht auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschieben."
Die französische Initiative zur CO2-Neutralität bis 2050 habe viele Komponenten, die sie unterstütze. Die Klimaneutralität könne man jedoch nur erreichen, wenn man bereit sei, CO2 zu speichern. Das werde von den Ländern, die sich der französischen Initiative angeschlossen hatten, auch nicht bestritten. "Die Methode heißt CCS, in weiten Teilen Deutschlands gilt CCS aber eher als negativ besetzter Kampfbegriff."
Es gebe zwei Möglichkeiten: entweder speichern oder aufforsten. In den Niederlanden sei Letzteres zum Beispiel ausgeschlossen. Dafür könnte CO2 dort in leere Gasspeicher gepumpt werden. "Wir könnten das auch, aber wenn ich es mit einem Federstrich in Deutschland durchsetzen wollte, würde man mich zu Recht fragen, wie realistisch das ist." Das bedürfe einer breiten gesellschaftlichen Diskussion, mit dem Ziel, auch für Deutschland 2050 die Klimaneutralität zu erreichen. Zugleich gehe es darum, die gemeinsamen Ziele bis 2030 verlässlich einzuhalten. Am Dienstag hatte Merkel sich beim Petersberger Klimadialog in Berlin ähnlich geäußert./zeh/DP/he
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