Nach der Ölpreis-Rallye erwartet so mancher Zertifikate-Anleger fallende Notierungen. Auch die Bayer-Aktie sehen viele nach wie vor auf der Verliererseite. Positiver bewerten Investoren die Aussichten für den DAX.
16. Mai 2019. Frankfurt (Börse Frankfurt). Ob Handelskonflikt zwischen den USA und China, die Androhung von Autozöllen auf europäische Importe in die Vereinigten Staaten oder die angespannte Lage im Iran: die Liste marktbewegender Themen ist lang. "Die Tagespresse ist voll mit Risiken", fasst Simon Görich von der Baader Bank zusammen. Neben Aktienindizes als Basiswert interessierten sich Zertifikate-Anleger in dieser Gemengelage besonders häufig für Öl-Derivate. Als Beispiel nennt Görich ein gern gehandeltes, unbegrenzt laufendes Faktor 15 Long Zertifikat auf Brent (WKN CJ8HEP).
Als Reaktion auf die gestrige Meldung steigender Ölreserven sowie der Erwartung einer langsamer wachsenden, globalen Öl-Nachfrage vonseiten der International Energy Agency verbucht Kemal Bagci Zuspruch für Öl-Produkte, die von nachgebenden Notierungen profitieren. Unter anderem setzten die Kunden der BNP Paribas verstärkt auf ein Knock-Out-Produkt auf WTI (WKN PZ761E) mit einer Barriere von 63,66 US-Dollar. Aktuell ist ein Barrel des US-Rohöls für etwa 62,70 US-Dollar zu haben.
Hoffen auf DAX-Erholung
Tendenziell höhere Kurse erwarten Käufer eines rege gehandelten DAX-Zertifikats (WKN PZ7NWM) mit einer Knock-Out-Schwelle von 11.844 Punkten. Markus Königer von der ICF Bank spricht von Interesse an einem Long-Zertifikat auf den deutschen Aktienindex (WKN DDW4Q4), das bei Berühren oder Unterschreiten von 11.206 DAX-Punkten verfällt.
Nicht nur für Bagci hängt die weitere DAX-Reise unter anderem mit den Entwicklungen im Handelskonflikt zusammen. Eine nochmalige Erhöhung gegenseitiger Zölle wirke sich vermutlich negativ auf die Weltkonjunktur aus, was wiederum dem DAX schaden würde. "Im Falle einer Einigung gäbe es aber auch Chancen auf Erholung." Seit Wochenbeginn notiert der deutsche Bluechip-Index inklusive zwischenzeitlicher Ausschläge nach unten um 12.000 Punkte.
Vertrauen in Uber überwiegt
Bei den Einzelwerten fokussierten sich Anleger auf Bayer, Thyssen und den Neuling Uber, wie die Händler berichten. Der mit Spannung erwartete Uber-Börsengang sei nach Meinung vieler Anleger bislang eher enttäuschend verlaufen, wie Bagci anmerkt. "Einige Analysten halten das Unternehmen für überbewertet", begründet der Händler. Uber habe seit der Firmengründung 2009 noch keinen Gewinn erwirtschaftet. "Gegenstimmen gehen hingegen davon aus, dass sich Uber am Markt behaupten wird." Dazu zählten Käufer eines gefragten Knock-out-Zertifikats auf Uber (WKN PZ8B12) mit einer Schwelle von 27,02 US-Dollar.
Bayer erntet Skepsis
Mit der Positionierung in einem gesuchten Zertifikat auf Bayer (WKN PZ8FK7) mit einer Knock-Out-Schwelle von 57,28 setzten die Kunden der BNP Paribas auf weiter fallende Kurse der Aktie des Leverkusener Chemieriesen, nachdem sich die Aktie in den vergangenen zwölf Monaten bereits nahezu halbierte. Nach zwei Millionenstrafen im US-Glyphosat-Prozess folgte in dieser Woche eine Verurteilung durch ein kalifornisches Gericht zur Zahlung in Höhe von zwei Milliarden US-Dollar. "Zusätzlich laufen in Frankreich aktuell Vorermittlungen wegen eines Verdachts auf illegaler Erfassung privater Daten", ergänzt Bagci.
Optimistischer beurteilen Investoren die Ausgangslage für BASF. Zu den meist gehandelten Derivaten zählt Königer ein Long-Derivat auf den Ludwigshafener Konzern (WKN PZ5330), das bei einem Kurs der Aktie von 75 Euro und darunter verfällt.
Thyssen-Umbaupläne verfangen
Auf die neue Thyssen-Strategie reagierten Anleger laut Bagci eher mit Zustimmung. Besonders häufig deckten sich seine Kunden mit einem Long- Zertifikat auf den Essener Konzern (WKN PZ62PV) ein, das bei Kursen unterhalb von 9,31 Euro verfällt. Seit gestern erholt sich die Thyssen-Aktie wieder. Analysten sehen einen Zusammenhang mit Spekulationen über eine mögliche Übernahme der Aufzugsparte durch Kone. Derartige Gerüchte habe es in der Vergangenheit allerdings schon öfter gegeben.
Bitcoin gefragt
Investoren mit längerfristigen Anlagehorizont engagierten sich Königer zufolge gern in einem Bitcoin-Zertifikat (WKN VL99BC) ohne Laufzeitbegrenzung. Immerhin habe die Kryptowährung in den vergangenen vier Wochen von knapp 5.227 auf 7.830 US-Dollar und damit fast 50 Prozent gutgemacht. Anleger legten sich auch ein bis zum 20. Dezember 2019 laufendes Reverse Bonus Zertifikat auf den DAX (WKN TR3ZKE) in die Depots.
Überwiegend längerfristige Engagements
Laut jüngster Umfrage von Deutscher Derivate Verband verfolgen übrigens 62 Prozent der Zertifikate-Anleger eine mittel- bis langfristige Anlagestrategie. Das entspreche einem Plus von 11 Prozent zum Vorjahr. Mehr als ein Drittel bevorzugt demnach eine Haltedauer von mehreren Jahren und setze Derivate somit zum nachhaltigen Vermögensaufbau ein. 27 Prozent der Befragten hielten die strukturierten Wertpapiere über einen Zeitraum von mehreren Monaten bis zu einem Jahr im Depot. Etwas mehr als ein Viertel der Befragten gehöre aber eher zu den kurzfristig orientierten Anlegern, die ihre Werte ein paar Tagen bis zu wenigen Wochen hielten. Zur Gruppe der Daytrader zählten 10 Prozent der Befragten.
von Iris Merker
16. Mai 2019, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
AXC0076 2019-05-17/08:37