17. Mai 2019. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Aktienmärkte haben sich diese
Woche wieder viel freundlicher gezeigt, gleichzeitig sind Bundesanleihen
gesucht wie schon lange nicht mehr.
Die Handelsstreitigkeiten zwischen USA und China sowie der US-Konflikt mit
dem Iran geben weiter den Takt vor. "Alles richtet sich nach Trump", bemerkt
Arthur Brunner von der ICF Bank.
Dabei signalisiert der Anleihemarkt - anders als der Aktienmarkt -
Risikoscheu. "Sichere Häfen" sind gesucht: Der Euro-Bund-Future liegt am
Freitagmorgen bei 167,03 Punkten - das ist der höchste Stand seit September
2016. Zehnjährige Bundesanleihen rentieren weiter im Minusbereich, aktuell
sind es minus 0,11 Prozent.
"Auch kommende Woche dürften politische Faktoren den Markt dominieren",
meint Markus Koch von der Commerzbank. Denn der Fokus der Investoren dürfte
auf der bevorstehenden Europa-Wahl liegen. Der allgemein erwartete Zuwachs
EU-kritischer Parteien werde die ausländische Investorenbasis aber kaum
schwächen. "Denn von einer Mehrheit im Parlament werden sie weit entfernt
bleiben, und in Berlin und Paris wird sich an dem grundsätzlichen Bekenntnis
zu Europa und dem Euro nichts ändern."
Italien schert sich nicht um EU-Defizitregeln
Unterdessen sorgt Italien erneut für Unsicherheit: Vize-Regierungschef
Salvini äußerte bei einem Fernsehauftritt, dass die Defizitgrenze der EU
nicht nur überschritten werden könne, sondern sogar müsse. Die Rendite für
zehnjährige italienische Staatsanleihen kletterte wieder auf 2,64 Prozent.
"Damit nähert sich Italien Griechenland an", erklärt Brunner. Dort sind es
aktuell 3,3 Prozent für zehnjährige Staatsanleihen. "Die Rendite für
Spaniens Zehnjährige ist hingegen auf ein Allzeittief von 0,85 Prozent
gefallen, für portugiesische Staatsanleihen liegt sie bei nur 1,03 Prozent."
Katjes-Anleihe bleibt beliebt
Unverändert hohe Umsätze im Corporate-Bereich verzeichnet Brunner in der
Katjes-Anleihe (WKN A2TST9) mit Laufzeit bis 2024 und Kupon von 4,25
Prozent, die mittlerweile zu 106 Prozent gehandelt wird. Gut sei auch die
Nachfrage nach der Porr-Anleihe (WKN A19CTJ) mit Kupon von 5,5 Prozent.
Ein weiter hohes Handelsaufkommen meldet Beate Mägerle von der Walter Ludwig
Wertpapierhandelsbank in einer ThyssenKrupp-Anleihe (WKN A2TEDB). Nach dem
Scheitern der Stahlfusion mit dem indischen Konkurrenten Tata waren in
dieser Woche Gerüchte aufgekommen, dass der finnische Konkurrent Kone die
Aufzugsparte übernehmen könnte. Ebenfalls nachrichtengetrieben viel
gehandelt wurden Bayer-Anleihen (WKN A11QR6).
Durch die schlechten Unternehmenszahlen gerieten Thomas Cook-Anleihen unter
die Räder, wie Rainer Petz von Oddo Seydler berichtet: Der bis 2022 laufende
Bond mit Kupon von 6,25 Prozent fiel von 63 auf 46 Prozent. Nach dem
verpatzten Aufstieg des HSV in die Bundesliga wollten Anleger von der HSV
Fußball AG-Anleihe (WKN A2TR0Y) offenbar vorerst nichts mehr wissen, wie
Mägerle außerdem feststellt, dann setzte aber eine Erholung ein. Weiter sehr
gefragt sei die neue Otto-Anleihe (WKN A2TR80), die bis 2026 2,625 Prozent
bietet.
S-Immo und Terragon neu am Start
Neues gab es Mägerle zufolge in dieser Woche von S-Immo (WKN A2R195), der
österreichischen Immobiliengesellschaft. Das Papier läuft bis 2026, bietet
einen Kupon von 1,875 Prozent und hat die kleinanlegerfreundliche Stückelung
von 500 Euro.
Eine Debüt-Anleihe voll platzieren konnte der Immobilienvermarkter Terragon
(WKN A2GSWY), wie Petz feststellt. Die Anleihe hat einen Kupon von 6,5
Prozent und läuft bis 2024. Bis voraussichtlich zum 12. Juni kann ein neuer
Bond der Joh. Friedrich Behrens AG, einem Hersteller von
Befestigungstechnik, gezeichnet werden. Dieser läuft bis Juni 2024 und
bietet 6,25 Prozent. Mindestanlagesumme sind 1.000 Euro.
Von: Anna-Maria Borse
17. Mai 2019, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
AXC0198 2019-05-17/14:51