FRANKFURT (Dow Jones)--Österreichs Kanzler Sebastian Kurz ist der Ansicht, dass das Skandal-Video seines zurückgetreten Vize-Kanzlers Heinz-Christian Strache, strafrechtliche Konsequenzen für Strache haben kann. "Die Ermittlungen werden zeigen, was jetzt passiert", sagte Kurz der Bild-Zeitung. "Ich habe Heinz-Christian Strache 2017 auch im Wahlkampf erlebt und da hat er ebenfalls bedenkliche Dinge gesagt. Aber, was er in diesem Video sonst sagt, ist ein großer Skandal, bedeutet das Ende von seiner politischen Tätigkeit und vermutlich auch strafrechtliche Konsequenzen."
"Was wir auf diesem Video sehen ist erschütternd: Es geht um Machtmissbrauch und das ist schwerwiegend und problematisch. Es geht um offene Angebote der Korruption. Und Attacken gegen die freie Presse. Das ist auch der Grund, warum ich so klar schnelle Konsequenzen gezogen habe", erklärte Kurz seinen Entschluss, die Koalition mit der FPÖ zu beenden.
Auf die Frage, warum er trotz früherer Zwischenfälle jetzt erst die Koalition beendet hat, sagte Kurz: "Ich habe mich immer klar zu Wort gemeldet, wenn es Vorfälle gab und Konsequenzen gefordert, diese Konsequenzen hat es auch gegeben. Ich gebe zu, es war oft nicht einfach für mich, das zu ertragen und auszuhalten. Aber das war leider auch die Notwendigkeit, um die inhaltliche Arbeit vorantreiben zu können." Er habe immer von "klaren roten Linien" gesprochen. "Diese Vorfälle sind nun eine eindeutige Überschreitung."
Kurz wehrt sich in dem Interview gegen Kritik aus Deutschland, insbesondere sozialdemokratischer Politiker. "Was die Sozialdemokratie betrifft, ist das ein teilweise sehr scheinheiliger Zugang. Der erste Bundeskanzler, der in Österreich mit den Freiheitlichen zusammengearbeitet hat, war Bruno Kreisky, ein Sozialdemokrat", so Kurz. "Im Burgenland, in anderen Städten und Regionen von Österreich gibt es Koalitionen zwischen SPÖ und FPÖ. Insofern habe ich da immer den Eindruck gehabt, dass die Sozialdemokratie die Koalition mit den Freiheitlichen immer dann kritisiert hat, wenn sie sie nicht selbst angeführt hat."
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May 20, 2019 00:51 ET (04:51 GMT)
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