Japans Wirtschaft ist zu Beginn des Jahres trotz einer Konjunkturflaute beim wichtigen Handelspartner China gewachsen. Im ersten Quartal sei die Wirtschaftsleistung im Quartalsvergleich um 0,5 Prozent gestiegen, teilte die Regierung in Tokio am Montag auf Basis vorläufiger Daten mit. Analysten wurden von der Entwicklung überrascht. Sie hatten für die Monate Januar bis März im Mittel mit einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 0,1 Prozent gerechnet. In ersten Reaktionen warnten Volkswirte davor, die Wachstumsdaten als zu positiv zu bewerten.
Die Wirtschaftsleistung legte nämlich zu, obwohl die Kapitalausgaben der japanischen Unternehmen um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorquartal sanken. Auch der Export ging um 2,4 Prozent zurück. Ebenso der Privatkonsum, der in Japan zu rund 60 Prozent zur Wirtschaftsleistung des Landes beiträgt: Er fiel um 0,1 Prozent schwächer aus als im Vorquartal.
Analysten verwiesen in ihren Erklärungen für die überraschende Entwicklung auf den Außenhandel. In den ersten drei Monaten sind die Einfuhren nach Japan stärker gesunken als die Exporte. Bei den Importen meldete die Regierung einen Rückgang im Quartalsvergleich um 4,6 Prozent. Experte Rudolf Besch sprach vom stärksten Rückgang seit der weltweiten Wirtschaftskrise 2009.
"Im Endeffekt sorgte dieser eher als wenig dynamisch zu bezeichnende Nettoexport für einen rein technischen Wachstumsschub", kommentierte Experte Bernd Krampen von der NordLB. Nach Einschätzung von Krampen muss Japans Außenwirtschaft möglicherweise bereits dem Handelskonflikt zwischen den USA und China und der schwächeren Konjunktur in China "den ersten Tribut zollen".
Außerdem identifizierte der NordLB-Experte die Staatsausgaben und Lagerinvestitionen als weitere Wachstumstreiber. Dies seien "aber nicht unbedingt starke Signale für eine gesunde Entwicklung der japanischen Wirtschaft".
Im Jahresvergleich legte die Wirtschaftsleistung zwischen Januar und März auf das Jahr hochgerechnet um 2,1 Prozent zu. Ökonomen hatten in dieser Betrachtung ebenfalls mit einem leichten Abschwung um 0,2 Prozent gerechnet. Im Vorquartal hatte Japans Wirtschaft nach revidierten Daten der Regierung um 1,6 Prozent zugelegt.
Nach den überraschend starken Wachstumsdaten für das erste Quartal kündigte Experte Besch zwar an, dass die Dekabank ihre Prognose für das japanische Wirtschaftswachstum im Gesamtjahr von bislang 0,4 Prozent nach oben korrigieren werde. Seiner Einschätzung nach "fühlt sich das Wachstum aber nicht überzeugend kräftig an". Es sei nicht auszuschließen, dass eine Lagernormalisierung und ein positiver Rückpralleffekt bei den Importen das Wachstum im zweiten Quartal erheblich belasten könnte./jkr/bgf/jha
AXC0120 2019-05-20/11:55