FRANKFURT (Dow Jones)--Thyssenkrupp-Chef Guido Kerkhoff kann den Börsengang der Aufzugssparte Elevator in Angriff nehmen. Der Aufsichtsrat folgte bei seiner Sitzung am Dienstag wie erwartet einstimmig der strategischen Kehrtwende des Managers, mit der er den Stahl- und Industriekonzern aus der Krise führen will. Einen entsprechenden Beschluss bestätigte Thyssenkrupp in einer Mitteilung.
Der Vorstand erhielt den Auftrag, die Pläne jetzt konkret auszuarbeiten und mit der Umsetzung zu beginnen. Details sollen im August mit der Bekanntgabe der Drittquartalszahlen vorliegen
Ursprünglich wollte sich Thyssenkrupp aufteilen und das von starken Schwankungen geprägte Stahlgeschäft in ein Joint Venture mit Tata Steel einbringen. Nachdem dies wohl am Veto der EU-Kommission scheitern wird, warf Kerkhoff vor anderthalb Wochen auch die Spaltung über den Haufen und verkündete eine neue Strategie.
Galt das lukrative Geschäft mit Aufzügen und Fahrtreppen bislang als Kern des Unternehmens, will sich Kerkhoff nun mit einem Teilverkauf über die Börse die nötigen finanziellen Spielräume für eine umfassende Restrukturierung der übrigen, meist margenschwachen Geschäftsfelder verschaffen. Die Industriegeschäfte, darunter Autokomponenten, Großanlagen oder Wälzlager, könnten dabei mehrheitlich verkauft werden, wenn dies eine Besserung verspricht. Bislang hatte die Konzernführung einen solchen Ausverkauf immer ausgeschlossen. Um den Konzern zu verschlanken, werden in den nächsten drei Jahren 6.000 Stellen dem Rotstift zum Opfer fallen, davon 4.000 in Deutschland.
Wann der Elevator-Börsengang kommt, ist noch offen. Alle Vorbereitungen sollen aber bis Ende September abgeschlossen sein, damit ein solcher Schritt je nach Lage am Finanzmarkt im neuen Geschäftsjahr jederzeit über die Bühne gehen kann. Der Wert der Aufzugssparte wird auf etwa 15 Milliarden Euro geschätzt, das entspricht dem Doppelten, was Thyssenkrupp derzeit insgesamt an der Börse auf die Waage bringt. Diese Diskrepanz ist einer der Gründe, weshalb die Beteiligungsgesellschaft Cevian Capital, nach der Krupp-Stiftung zweitgrößter Aktionär des Essener Konzerns, schon seit geraumer Zeit darauf drängt, das Aufzugsgeschäft zu versilbern.
Interesse daran hätte wohl auch der finnische Wettbewerber Kone, wie erst kürzlich wieder aus informierten Kreisen verlautete. Doch ein solcher Verkauf wäre zeitaufwendiger und möglicherweise auch wettbewerbsrechtlich schwierig.
Kontakt zum Autor: olaf.ridder@wsj.com
DJG/rio/sha
(END) Dow Jones Newswires
May 21, 2019 11:31 ET (15:31 GMT)
Copyright (c) 2019 Dow Jones & Company, Inc.