Von Thomas Leppert
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Aktienmärkte in Europa sind am Donnerstagvormittag stramm auf Südkurs, belastet von einer Reihe negativer Nachrichten. Der sich hinziehende US-chinesische Handelskonflikt, der sich zunehmend zu einem Technologiekrieg entwickelt, versperrt den Weg nach oben. In chinesischen Medien ist von einem "kalten Krieg über die Technologie" zu lesen.
Dazu kommen schwache Konjunkturdaten. Zwar haben sich die Einkaufsmanagerindizes in Frankreich leicht verbessert, in Deutschland sind sie aber zurückgegangen. Der deutsche Industrie-Index liegt weiter deutlich im Kontraktionsbereich. Dafür machen Marktstrategen die globalen Krisenherde und Unsicherheiten verantwortlich.
Der schwächer als erwartet ausgefallene deutsche Ifo-Geschäftsklimaindex unterstreicht nach Aussage von Thomas Altmann, Marktstratege bei QC-Partners, dass sich das wirtschaftliche Umfeld deutlich eingetrübt hat. Der Wert von 97,9 sei der niedrigste Stand seit Ende 2014. Zum jetzigen Zeitpunkt deute der Ifo-Index aber noch nicht auf eine nachhaltige Wirtschaftskrise hin. Einen Hoffnungsschimmer sehen Marktteilnehmer immerhin darin, dass die Erwartungskomponente stabil geblieben ist. Der Sammelindex für die Eurozone insgesamt hat derweil knapp die Prognose verfehlt und notiert weiter im Expansionsbereich.
Der DAX liegt 1,6 Prozent zurück bei 11.972 Punkten. Der Euro-Stoxx-50 handelt 1,5 Prozent niedriger bei 3.337. Viele Aktien werden am Berichtstag ex Dividende gehandelt, bspw. Daimler, Commerzbank, Aareal Bank, Alstria Office, Bet-at-Home, Symrise und Uniper.
Deutsche Bank zum Tag der Hauptversammlung auf Rekordtief
Mit Blick auf die Sektoren handeln die zyklischen Automobilwerte, die als Verlierer der zunehmenden Protektionismus gelten, 2,9 Prozent schwächer und sind klares Schlusslicht. Verhältnismäßig gut im Markt liegen als defensiv geltende Aktien aus dem Versorgersektor (minus 0,7 Prozent), der Pharmabranche (plus 0,1 Prozent) und der Nahrundmittelherstellung (minus 0,3 Prozent).
Auf der laufenden Hauptversammlung der Deutschen Bank droht der Führung neben harten Worten der Aktionäre weiteres Ungemach. Erstmals empfehlen die einflussreichsten Stimmrechtsberater, Vorstand und Aufsichtsrat nicht zu entlasten. Die Aktie ist pünktlich zur Hauptversammlung auf ein Rekordtief von 6,35 Euro gefallen. Aktuell liegt sie 2,7 Prozent im Minus und kostet 6,44 Euro.
Pfeiffer Vacuum ist beim Ausblick auf das Geschäftsjahr 2019 vorsichtiger geworden. Der Vakuumpumpenspezialist hat die Bandbreite von Umsatz und Gewinnmarge nach unten ausgeweitet. Die Aktie verliert 2,7 Prozent.
Europawahl hat begonnen
Als zumindest potenzieller Belastungsfaktor gilt an den Börsen die Europawahl. In den Niederlanden und ausgerechnet im ausstiegswilligen Großbritannien hat sie bereits begonnen. 427 Millionen EU-Bürger können innerhalb der nächsten vier Tage ihre Stimme abgeben, um die 751 Mitglieder des Europäischen Parlaments zu wählen.
Laut den Analysten von Berenberg werden gemäß Meinungsumfragen fast 65 Prozent der Sitze an vier proeuropäische Gruppen gehen. Die Rechtspopulisten könnten etwa 25 Prozent erreichen, Linkspopulisten 10 Prozent. Weil die Populisten trotz einiger bedeutender Gewinne für die Rechten wahrscheinlich weit hinter der Mehrheit im Europäischen Parlament zurückbleiben werden, dürften sie laut Berenberg nicht in der Lage sein, ernsthafte Entscheidungen in der EU zu blockieren oder gar die Regeln der EU oder des Euro zu ändern.
Pfund fällt und fällt
Das britische Pfund ist angesichts des Brexit-Chaos weiter auf dem Weg nach unten. Die Analysten der ING geben als Ziel zunächst 1,25 Dollar aus. Es sehe so aus, als ob Premierministerin Theresa May in der kommenden Woche ihren Hut nehmen werde, nachdem sie weitere Unterstützung von Kabinettsmitgliedern verloren habe. "Was als nächstes kommt ist völlig ungewiss, aber am wahrscheinlichsten ist, dass der Markt im Sommer das zunehmende Risiko eines 'No-Deal-Brexit' einpreisen wird". Trotz 13 Tagen in Folge mit Kursverlusten sehe das Pfund fragil aus. Mit 1,2610 Dollar ist das Pfund aktuell so billig wie zuletzt Anfang des Jahres.
Der Euro ist agesichts der schwachen Konjunktursiganle ebenfalls auf dem Weg nach unten. Mit 1,1134 liegt er nur knapp über dem Jahrestief bei 1,1111 Dollar.
Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 3.335,69 -1,51 -51,03 11,14 Stoxx-50 3.089,93 -0,89 -27,73 11,95 DAX 11.980,00 -1,55 -188,74 13,46 MDAX 25.237,86 -1,35 -344,60 16,91 TecDAX 2.863,92 -1,69 -49,13 16,89 SDAX 11.053,68 -1,51 -169,71 16,24 FTSE 7.269,90 -0,88 -64,29 9,01 CAC 5.297,84 -1,51 -81,13 11,99 Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD Dt. Zehnjahresrendite -0,11 -0,02 -0,35 US-Zehnjahresrendite 2,36 -0,02 -0,32 DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:37 Mi, 17:01 % YTD EUR/USD 1,1134 -0,17% 1,1147 1,1154 -2,9% EUR/JPY 122,67 -0,32% 122,97 123,04 -2,4% EUR/CHF 1,1239 -0,17% 1,1244 1,1254 -0,2% EUR/GBP 0,8829 +0,21% 0,8827 0,8811 -1,9% USD/JPY 110,18 -0,15% 110,31 110,31 +0,5% GBP/USD 1,2612 -0,37% 1,2627 1,2659 -1,2% Bitcoin BTC/USD 7.606,75 -0,98% 7.613,75 7.871,75 +103,7% ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 60,91 61,42 -0,8% -0,51 +28,8% Brent/ICE 70,36 70,99 -0,9% -0,63 +27,8% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.275,64 1.273,62 +0,2% +2,02 -0,5% Silber (Spot) 14,46 14,46 +0,0% +0,00 -6,7% Platin (Spot) 800,00 804,00 -0,5% -4,00 +0,4% Kupfer-Future 2,67 2,68 -0,5% -0,01 +1,0%
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May 23, 2019 04:35 ET (08:35 GMT)
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