
BERLIN (Dow Jones)--Die deutsche Maschinen- und Anlagenbaubranche fordert von der Politik ein Überdenken der Russland-Sanktionen. Sanktionen seien erfolglos gewesen, und der Hauptwettbewerber China habe die Situation genutzt und Marktanteile hinzugewonnen. Wegen des schwachen Rubelkurses, der volatilen Ölpreise, Protektionismus und der Sanktionen gegen Russland falle es den europäischen Maschinenbauern hingegen immer schwerer, ihre Position auf dem russischen Markt zu behaupten, erklärte der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA).
"Auch nach fünf Jahren sind die Sanktionen noch immer politisch erfolglos. Deshalb muss in der EU über eine Neupositionierung nachgedacht und diskutiert werden," sagte VDMA-Präsident Carl Martin Welcker auf dem Mitgliedertreffen des Verbands in Moskau.
Die Europäische Union hat Russland 2014 wegen der Annexion der Krim mit Sanktionen belegt. Daneben belasten europäische Unternehmen auch US-Sanktionen, die nicht nur Russland selbst treffen, sondern die auch auf Rechtspersonen in anderen Ländern angewendet werden.
Daher müsse die EU und auch Deutschland Unternehmen besser vor solchen extraterritorialen Sanktionen der USA geschützt werden. "Besonders die Bankverbindungen für Russlandgeschäfte, die nach EU-Recht legal sind, müssen offengehalten werden. Dafür muss unsere Regierung die Voraussetzungen schaffen", sagte Welcker.
Problematisch für deutsche Unternehmen sei es, dass chinesische Wettbewerber die politische und wirtschaftliche Gemengelage nutzen konnten und Deutschland als wichtigsten ausländischen Maschinenlieferanten der russischen Industrie abgelösen. "Die Chinesen müssen keine Sanktionen beachten und bringen oft die Finanzierung für ihre Geschäfte gleich noch mit. Häufig klemmt es bei der Finanzierung," warnte Welcker.
Deutsche Maschinenexporte nach Russland wuchsen im vergangenen Jahr um 2,6 Prozent, wobei es im zweiten Halbjahr einen Einbruch nach einem starken Plus in den ersten sechs Monaten gab. Dieser negative Trend setzte sich in den ersten drei Monaten 2019 mit einem Exportrückgang von 13 Prozent fort. Damit rutschte der einstige Top-Exportmarkt Russland in den letzten fünf Jahren von Platz vier auf aktuell Platz zwölf der deutschen Maschinenexporte ab, so der VDMA.
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May 23, 2019 08:03 ET (12:03 GMT)
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