
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die niedrigen Leitzinsen im Euroraum stellen nach Aussage der Europäischen Zentralbank (EZB) kein Risiko für die Finanzstabilität dar. Wie aus dem aktuellen Finanzstabilitätsbericht der EZB hervor geht, sieht die Zentralbank vielmehr ein niedrigeres Wirtschaftswachstum als Hauptrisiko für das Finanzsystem an, was gegen höhere Zinsen spricht. In der Pressekonferenz zur Vorstellung des Berichts begrüßte EZB-Vizepräsident Luis De Guindos die Aktivierung des antizyklischen Kapitalpuffers in Deutschland.
"Die gute Wirtschaftslage hat der Profitabilität der Banken geholfen, und der negative Zins hat die Kreditnachfrage erhöht und die Übertragung des geldpolitischen Signals verbessert", sagte De Guindos. "Wir glauben, dass die geringe Profitabilität der Banken eher strukturelle Gründe hat." Der EZB-Vizepräsident zeigte in seiner Präsentation, dass die EZB damit rechnet, dass die Eigenkapitalrendite der Euroraum-Banken 2019 und 2020 sinken und unter 6 Prozent liegen werde.
Die Hauptbotschaft des Finanzstabilitätsberichts ist laut De Guindos, dass das Umfeld für die Finanzstabilität schwieriger wird. "Wir haben den Brexit, wir haben die geopolitischen Spannungen und wir haben den Handelskrieg", sagte er. Der Handelskrieg sei wahrscheinlich das größte makroökonomische Risiko weltweit.
Der EZB-Vizepräsident begrüßte die Entscheidung der deutschen Behörden, den antizyklischen Kapitalpuffer für deutsche Kreditinstitute zu aktivieren. Er sagte: "Hätte man es eher machen sollen? Vielleicht, aber wenigstens haben wir ihn jetzt."
Im Hinblick auf die erhöhten Renditeabstände italienischer Staatsanleihen zu Bundesanleihen sagte De Guindos: "Jeder Streit zwischen Italien und der EU-Kommission spiegelt sich in den Spreads." Die EZB-Geldpolitik sei darauf gerichtet, Preisstabilität für den Euroraum herzustellen. "Es ist sehr wichtig, die Fiskalregeln zu respektieren."
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May 29, 2019 05:00 ET (09:00 GMT)
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