FRANKFURT (Dow Jones)--Der europäischen Autobranche droht wegen der strikten CO2-Vorgaben nach Einschätzung des Kreditversicherers Euler Hermes ein Teufelskreis. Die erwarteten Geldbußen infolge der Verfehlung der Ziele führten zu höheren Produktionskosten, die dann an die Kunden weitergegeben würden, so Euler Hermes in einer Studie. Das wiederum dürfte zu sinkenden Autoverkäufen führen.
"Das größte Problem der europäischen Autobauer ist aktuell weder der Brexit noch drohende Automobilzölle in den USA, sondern die im April verabschiedeten neuen Richtlinien der Europäischen Union zur Begrenzung der Kohlendioxid-Emissionen (CO2)", so die Ökonomen. Die Autobauer müssen die CO2-Emissionen innerhalb von nur zwei Jahren um ein Fünftel senken. Zum Vergleich: In den letzten zehn Jahren war es ein Viertel.
"Das ist mehr als sportlich", so Euler-Hermes-Chefvolkswirt Ludovic Subran. Hinzu kämen weitere ehrgeizige Ziele, die sie bis 2025 und 2030 erreichen sollen. "Das wird ein Wettlauf mit der Zeit, den die Autobauer sehr wahrscheinlich verlieren werden", erwartet Subran. Die neuen Emissionsziele könnten für die Branche laut der Studie sogar ein "katastrophales Szenario" auslösen.
Die Hersteller müssten schnell und drastisch den Mix des Antriebsstrangs anpassen zugunsten elektrifizierter Fahrzeuge. Zudem drohten hohe Strafen, die sich auf 30 Milliarden Euro summieren könnten. "Das entspricht der Hälfte der gesamten Nettogewinne der Automobilhersteller", so Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Im schlimmsten Fall wären etwa 160.000 Arbeitsplätze gefährdet.
Darüber hinaus würde ein zunehmender Wettbewerb der Elektro-Hersteller den Abwärtsdruck auf Umsätze und Margen erhöhen, so Subran. "Die Automobilhersteller werden jedoch ihr Bestes tun, um diesen perfekten Sturm zu vermeiden - aber es wird ein Kraftakt, der manchem an die Substanz geht."
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May 29, 2019 06:08 ET (10:08 GMT)
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