Der ehemalige chinesische Studentenführer Wang Dan hat mehr internationalen Druck auf Chinas Führung gefordert, politische Reformen umzusetzen und Menschenrechte einzuhalten. Es müsse dem Westen eine Lehre sein, dass es auch drei Jahrzehnte nach der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung am 4. Juni 1989 keine Veränderungen in China gegeben habe, sagte Wang Dan in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur in Taipeh vor dem Besuch von Chinas Vizepräsident Wang Qishan an diesem Freitag in Berlin und dem 30. Jahrestag des Pekinger Massakers am Dienstag.
"Wir waren naiv damals", sagte Wang Dan über die Studentenbewegung. "Wir hatten viel Hoffnung in die Regierung gesetzt." Nach dem Militäreinsatz seien aber auch die westlichen Regierungen "naiv" gewesen. "Nach der blutigen Niederschlagung haben sie Sanktionen erlassen, aber nach zwei Jahren wieder aufgehoben, weil sie hofften, dass die chinesische Regierung Reformen einleiten würde." Aber nichts sei passiert, sagte Wang Dan. "Das war naiv. Das sollte ihnen eine große Lehre sein."
Nach dem Massaker, bei dem einige hundert Menschen getötet worden waren, stand Wang Dan auf Platz eins der Liste der meistgesuchten Studentenführer und hat mehrere Haftstrafen über insgesamt mehr als fünf Jahre abgesessen. Heute lebt er in den USA und leitet die Denkfabrik "Dialog China"./lw/DP/zb
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