Fiat Chrysler will mit Renault fusionieren und VW angreifen
In der weltweiten Autoindustrie bahnen sich große Veränderungen an: Die amerikanisch-italienische Fiat Chrysler Automobiles NV will sich mit der französischen Renault im Rahmen einer Fusion unter Gleichen zusammenschließen. Dabei könnte der drittgrößte Autobauer der Welt entstehen. Sollte auch noch der Renault-Allianzpartner Nissan mit einbezogen werden, würde die neue Gruppe den Platzhirschen Volkswagen beim Absatz in den Schatten stellen.
Renault-Board will Chancen einer Fusion "mit Interesse" prüfen
Die offizielle Reaktion des französischen Autobauers Renault auf den Fusionsvorschlag von Fiat Chrysler fällt knapp und wohlwohllend aus. Wie der Konzern nach einer Sitzung des Boards mitteilte, wird das Führungsgremium "mit Interesse" die Chancen eines solchen Zusammenschlusses unter Gleichen prüfen. Über die Ergebnisse dieser Prüfung solle der Kapitalmarkt "zu gegebener Zeit" informiert werden.
Frankreich fordert bei Renault-Fiat-Fusion Jobgarantien
Die französische Regierung will bei einer Fusion von Fiat Chrysler und Renault nicht ohne Bedingungen mitziehen. Renault müsse Arbeitsplätze und Werke in Frankreich schützen, sollte der Konzern sich mit Fiat Chrysler zusammenschließen wollen, sagte der französische Finanzminister in einem Interview mit RTL Radio. Der Staat ist mit 15 Prozent an der Renault SA beteiligt.
ANALYSE/Fiat Chrysler rechnet sich Renault klein
Im Zentrum der geplanten Fusion von Fiat Chrysler (FCA) und Renault steht eine rätselhafte Bewertung: Nach den am Montag vom italienisch-amerikanischen Autobauer vorgeschlagenen Bedingungen wäre Renault deutlich unterbewertet. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Aktionäre von Renault doch noch einen besseren Preis bekommen können. Fiat Chrysler hat die Gunst der Stunde genutzt und einen Zusammenschluss unter Gleichen angeboten im Verhältnis 50:50.
ANALYSE/Renault-Gefährte Nissan wurde offenbar kalt erwischt
Die mögliche Fusion zwischen dem französischen Autobauer Renault und dem US-italienischen Konzern Fiat Chrysler hat Nissan offenbar kalt erwischt. "Das ist ein schlecht überlegter und schlecht gemachter Plan", schäumt am Montag ein Nissan-Vertrauter, gefragt nach der Reaktion auf das geplante Zusammengehen. So richtig gut funktioniert hat die seit 1999 bestehende "Allianz" zwischen Renault und Nissan sowieso nicht mehr - nun rechnen Beobachter damit, dass sich die Partner noch weiter voneinander entfernen könnten.
HINTERGRUND/Renault und Fiat Chrysler können viel von Opel lernen
Eine lohnende Lektion aus der Vergangenheit mag für die fusionswilligen Konzernführer von Renault und Fiat Chrysler der Fehltritt von Daimler mit der ursprünglich hochgejubelten Gründung einer "Welt AG" liefern. Daran zeigt sich, warum Großfusionen im Automobilbau oft scheitern. Dagegen beweist der Kauf von Opel durch Peugeot, dass es auch anders geht.
HINTERGRUND/Fusionsabsichten von Fiat und Renault unter gutem Stern
Ein Tod in Zürich, eine Verhaftung in Tokio und der Erbe eines Firmenimperiums, der vieles anders machen will: Keine Frage, hinter den durch diese Ereignisse kurioserweise beschleunigten Fusionsabsichten von Fiat und Renault steckt Zunder. Dafür sorgt allein schon John Elkann. Der in New York Geborene ist Enkel Gianni Agnellis, der einst mit Fiat 4,4 Prozent der italienischen Wirtschaftsleistung kontrollierte. Mit nur 28 Jahren brachte es Elkann im Jahr 2004 zum Fiat-Vize-Chairman - und ironischerweise hält er wenig von Autos.
Traton-Börsengang fällt kleiner aus als geplant - Agentur
Der Börsengang der Volkswagen-Lkw-Tochter Traton soll einem Agenturbericht zufolge kleiner ausfallen als im Frühjahr geplant. Der Wolfsburger Autokonzern wolle zunächst nur 10 bis 15 Prozent der Traton-Aktien verkaufen, berichtet Reuters unter Berufung auf mehrere mit den Plänen vertraute Personen. Bei einer Bewertung von ungefähr 15 Milliarden Euro für die Muttergesellschaft der Lkw- und Bus-Hersteller MAN und Scania wäre die Emission damit etwa 2 Milliarden Euro schwer. Traton-Chef Andreas Renschler hatte ursprünglich einen Erlös von bis zu 6 Milliarden Euro vorgeschwebt - für einen Anteil von 25 Prozent.
Volkswagen will Seat in China an den Markt bringen
Volkswagen will seine spanische Tochter Seat auf dem weltgrößten Automarkt an den Start bringen und verspricht sich besonders im Bereich E-Autos großes Wachstum. In zwei bis drei Jahren soll Seat zusammen mit dem einheimischen Hersteller JAC in China auf den Markt kommen, teilte der Wolfsburger Konzern mit. VW verfügt mit dem Partner seit 2017 über das Gemeinschaftsunternehmen JAC Volkswagen.
Gewerkschaftswahlen in VW-Werk in Chattanooga finden im Juni statt
Die Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) unternimmt in Sachen betrieblicher und gewerkschaftlicher Mitbestimmung einen weiteren Versuch in dem Volkswagen-Werk im US-Bundesstaat Tennessee. Im Juni können alle über 1.700 Werksmitarbeiter, inklusive der nach Stunden bezahlten Mitarbeiter, darüber abstimmen, ob die UWA ihre Interessen vertreten soll, erklärte das National Labour Relations Board. Die Wahl sei für den 12., 13. und 14. Juni in der Fabrik in Chattanooga geplant.
Durchsuchungen bei Porsche wegen Untreue-Verdachts
Beim Sportwagenhersteller Porsche hat es unter anderem wegen Untreue-Verdachts gegen hochrangige Mitarbeiter Durchsuchungen gegeben. Bei der Razzia wurden am Dienstag Büros des Unternehmens, Privatwohnungen sowie Finanzbehörden und eine Steuerberatungskanzlei durchsucht, wie die Staatsanwaltschaft Stuttgart und das Landeskriminalamt Baden-Württemberg mitteilten. Hintergrund sollen laut einem Bericht der Wirtschaftswoche hohe Zahlungen an den früheren Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück sein, der aber selbst nicht zu den Beschuldigten gehört.
Staatsanwaltschaft ermittelt auch gegen Porsche-Chef - Magazin
Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt im Fall um überhöhte Betriebsratsgehälter einem Bericht zufolge auch gegen drei Porsche-Vorstände. Wie das Magazin Spiegel berichtet, werden im Durchsuchungsbeschluss Finanzchef Lutz Meschke, Personalvorstand Andreas Haffner sowie der Vorstandsvorsitzende Oliver Blume aufgeführt.
Daimler bündelt Assets für automatisiertes Fahren in neuer Einheit
Daimler bündelt im Lkw-Geschäft weltweit die Kompetenzen und Aktivitäten im Bereich für automatisiertes Fahren in einer neuen Einheit. Per Juni werde in der Autonomous Technology Group die gesamte Strategie und deren Umsetzung um das Thema abgebildet, teilte der DAX-Konzern mit. Dazu gehöre sowohl die Forschung und Entwicklung als auch der Aufbau der Infrastruktur für den operativen Fahrzeugeinsatz. Ziel sei die Serienproduktion von hochautomatisierten Lkw (Level 4).
Europas Autobranche droht Teufelskreis wegen CO2-Zielen - Studie
Der europäischen Autobranche droht wegen der strikten CO2-Vorgaben nach Einschätzung des Kreditversicherers Euler Hermes ein Teufelskreis. Die erwarteten Geldbußen infolge der Verfehlung der Ziele führten zu höheren Produktionskosten, die dann an die Kunden weitergegeben würden, so Euler Hermes in einer Studie. Das wiederum dürfte zu sinkenden Autoverkäufen führen. "Das größte Problem der europäischen Autobauer ist aktuell weder der Brexit noch drohende Automobilzölle in den USA, sondern die im April verabschiedeten neuen Richtlinien der Europäischen Union zur Begrenzung der Kohlendioxid-Emissionen (CO2)", so die Ökonomen.
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May 31, 2019 10:00 ET (14:00 GMT)
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