Die zunehmend verhärteten Fronten im internationalen Handelsstreit werden die Anleger am deutschen Aktienmarkt auch in der neuen Woche nicht loslassen. Wer geglaubt habe, es werde in den nächsten Tagen ruhiger an der Handelsfront, sehe sich mit den neuesten Zoll-Drohungen von US-Präsident Donald Trump gegen Mexiko eines Besseren belehrt, schrieb Analyst Neil Wilson von Markets.com in einem Kommentar. Der Zollstreit auch mit China bleibe für die Marktteilnehmer das zentrale Thema.
Ob das Beben im politischen Berlin vom Wochenende auch an der Frankfurter Börse zu spüren ist, bleibt abzuwarten. Die bisherige SPD-Partei- und Fraktionschefin Andrea Nahles hatte am Sonntagmorgen in einem kurzen Schreiben an die Parteimitglieder ihren Rückzug angekündigt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) versicherte: "Wir werden die Regierungsarbeit fortsetzen mit aller Ernsthaftigkeit und vor allen Dingen auch mit großem Verantwortungsbewusstsein."
Trotz der jüngsten Verluste des Dax müssen die Anleger laut den
Experten vom Börsenstatistik-Magazin Index Radar aber noch nicht in
Panik verfallen. Sie gehen davon aus, dass an der
200-Tage-Durchschnittslinie des Dax
"Sell in May and go away" - diese Strategie sei im Mai aufgegangen, hieß es von den Aktienmarkt-Profis der Helaba. Charttechnisch habe sich die Lage für den Dax nun verdüstert. Auch Thomas Altmann von QC Partners ist skeptisch: Für nachhaltige Kursgewinne gebe es derzeit einfach zu viele schlechte Nachrichten, konstatierte der Portfolio-Manager und verwies auch auf die aktuelle politische Situation in Italien. Dort rüste Innenminister Matteo Salvini nach dem Erfolg der Lega-Partei bei den Europawahlen nun rhetorisch weiter auf und suche den Machtkampf mit Brüssel.
Es ist die Furcht vor einer weiter steigenden Verschuldung des südeuropäischen Landes und vor einer neuen Schuldenkrise in Europa, die als weiterer Belastungsfaktor zu den Handelskonflikten hinzu gekommen ist. Sie treibt Anleger eher in sichere Häfen wie Anleihen, statt am risikoreicheren Aktienmarkt zu investieren.
Die in der neuen Woche anstehenden Konjunkturdaten könnten einmal mehr Signale zu den Auswirkungen des Handelsstreits auf die Wirtschaft liefern. So stehen auf der Agenda etwa Daten zur Stimmung unter den Einkaufsmanagern in Deutschland sowie in Europa, den USA und in China.
Am Freitag zieht dann der US-Arbeitsmarktbericht die Aufmerksamkeit auf sich. "Donald Trump feiert sich alle vier Wochen angesichts neuer Zahlen zum Arbeitsmarkt als Erschaffer 'der besten Wirtschaft jemals'. Gleichzeitig zeigen sich an den Finanzmärkten aber zum Teil gestiegene Unsicherheit und Verunsicherung", schrieben die Ökonomen der Helaba in ihrem Ausblick. Für den Mai rechnen die Experten der Landesbank mit einem Stellenaufbau um rund 200 000, einer unveränderten Arbeitslosenquote und einem Lohnauftrieb von 3,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Bei der am Donnerstag anstehenden Leitzinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) wird der Leitzins wohl auf dem Rekordtief bei null Prozent bleiben. Den Aktienmärkten nutzen tiefe Zinsen derzeit kaum noch, zu groß ist die Unsicherheit und die Sorge vor einer Abkühlung der Weltwirtschaft.
Spannend wird es zudem am Mittwoch, wenn die Deutsche Börse die
Zusammensetzung der Aktienindizes überprüft und nach Handelsschluss
mögliche Änderungen bekanntgeben könnte. Im Dax dürfte alles beim
Alten bleiben. Im Mittelwerte-Index MDax
Der Platz des Bahntechnikkonzerns Vossloh
--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---
ISIN DE0008469008
AXC0022 2019-06-03/05:50