Von Thomas Leppert
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Aktienmärkte in Europa zeigen sich im Frühhandel am Dienstag etwas leichter. Das große Belastungsthema Handelskrieg sorgt weiter dafür, dass sich die Anleger bei Aktien zurückhalten. Der DAX liegt 0,1 Prozent zurück bei 11.787 Punkten, für den Euro-Stoxx-50 geht es 0,3 Prozent nach unten auf 3.291 Zähler.
Die Börse in Mailand zeigt sich unauffällig im Einklang mit den Nachbarbörsen und damit unbelastet davon, dass Ministerpräsident Conte mit Rücktritt gedroht hat, sollten sich die Regierungsparteien nicht zusammenraufen. Spannend könnte es am Mittwoch werden, wenn die EU darüber entscheidet, ob sie ein offizielles Defizitverfahren startet wegen der Ausgabenpolitik Italiens.
Klar stärkster Verlierer ist der Technologiesektor mit einem Minus von 1,8 Prozent. Der Druck hier kommt von der Wall Street. Dort standen die großen Technologiekonzerne unter stärkerem Abgabedruck, weil Internetriesen wie Facebook und Amazon wegen ihrer marktbeherrschenden Stellungen stärker unter die Lupe genommen werden sollen. Bei den sogenannten FAANG-Aktien, Facebook, Amazon.com, Apple, Netflix und Alphabet (Google) wurden zum Start in die Woche darauf fast 140 Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung ausgelöscht.
Anleihen verteidigen jüngste Gewinne
Tendenziell gesucht bleiben Anleihen. In Deutschland liegt die Zehnjahresrendite bei minus 0,21 Prozent, minimal über dem gerade erst aufgestellten Rekordtief. Die Renditen der US-Anleihen kollabierten zuletzt nahezu. Nachdem die zehnjährigen Papiere vor gut einem halben Jahr noch mit 3,10 Prozent rentierten, sind es nun noch 2,1 Prozent. Dabei hat sich die Abwärtsbewegung zuletzt nochmal beschleunigt, weil die US-Anleger die sicheren Häfen aufsuchen - vor allem wegen des US-chinesischen Handelskriegs und dessen negativen Folgen für die Weltwirtschaft. Die US-Zinskurve ist längst invers, die Zinsen am kurzen Ende sind also höher als am langen, was allgemein als Rezessionssignal gilt.
Das ruft zunehmend die US-Notenbank auf den Plan, was wiederum stabilisierend für die Aktienmärkte wirken könnte. Laut James Bullard, Fed-Präsident von Saint Louis, könnte eine Zinssenkung bald angebracht sein. Die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung im Juli liegt mittlerweile bei über 60 Prozent.
Am Devisenmarkt gibt der Dollar mit der Spekulation auf bald fallende US-Zinsen tendenziell weiter nach. Der Euro wird mit 1,1270 Dollar bewertet. Der Austral-Dollar zeigt sich derweil nach einer Zinssenkung in Down Under stabil. Der Zinsschritt war im Vorfeld bereits klar kommuniziert worden.
Autoaktien Tagesfavoriten - Gespanntes Warten auf Renault
Autoaktien führen die Gewinnerliste an mit einem Indexplus von 1,4 Prozent an. VW hat im Mai das mit Abstand stärkste Absatzwachstum auf dem US-Automarkt erzielt mit 14 Prozent. Bei der Premiumtochter Audi hat sich die Abwärtsdynamik zumindest verlangsamt. Porsche erzielte wie die beiden Premiumhersteller Mercedes-Benz und BMW ein kleines Verkaufsplus. Fiat Chrysler erzielte als einer der größter Hersteller auf dem US-Automarkt ein Plus von 2 Prozent.
Für mehr Gesprächsstoff als die neuesten Zulassungszahlen sorgen bei VW aber die jüngsten Aussagen zum Börsengang der Lkw-Tochter Traton. Die Marketingphase bei möglichen Investoren beginne gerade, heißt es aus dem Handel. VW will den Börsengang noch vor der Sommerpause abschließen und die Aktie in Frankfurt und wegen Scania in Stockholm notieren lassen. Verkaufen will Volkswagen offenbar 10 bis 15 Prozent seiner Traton-Aktien.
VW, BMW und Daimler gewinnen bis 1,6 Prozent. Renault ziehen um 1,8 Prozent an. Hier wartet der Markt gespannt darauf, ob Renault in Fusionsgespräche mit Fiat Chrysler einstiegen wird. Das könnte weitere Konsolidierungsfantasie schüren.
Siltronic, Aareal und 1& 1 Drillisch zeigen sich unbelastet davon, dass alle drei aus dem Stoxx-600-Index herausgenommen werden, wie der Indexbetreiber am Vorabend mitteilte.
Angesichts sonst fehlender Impulse gelten die Blicke Analystenkommentaren. Jefferies hat Henkel auf "Halten" zurückgestuft, die Aktie verliert 0,7 Prozent. In der dritten Reihe ziehen Stratec um 1,1 Prozent an nach einer Kaufempfehlung durch Berenberg.
Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 3.290,77 -0,29 -9,45 9,64 Stoxx-50 3.051,14 -0,40 -12,20 10,55 DAX 11.789,38 -0,03 -3,43 11,65 MDAX 24.837,51 -0,22 -53,57 15,05 TecDAX 2.717,59 -1,01 -27,74 10,91 SDAX 10.744,12 -0,03 -2,73 12,99 FTSE 7.159,72 -0,35 -25,08 6,79 CAC 5.215,89 -0,49 -25,57 10,26 Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD Dt. Zehnjahresrendite -0,21 -0,01 -0,45 US-Zehnjahresrendite 2,10 0,03 -0,58 DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8:36 Mo, 17:32 % YTD EUR/USD 1,1269 +0,22% 1,1255 1,1204 -1,7% EUR/JPY 121,66 +0,14% 121,45 121,48 -3,2% EUR/CHF 1,1182 +0,22% 1,1170 1,1195 -0,7% EUR/GBP 0,8890 +0,14% 0,8882 0,8876 -1,2% USD/JPY 107,96 -0,09% 107,90 108,43 -1,5% GBP/USD 1,2676 +0,07% 1,2674 1,2625 -0,7% Bitcoin BTC/USD 7.862,75 -7,43% 7.820,50 8.413,75 +111,4% ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 53,30 53,25 +0,1% 0,05 +12,7% Brent/ICE 61,27 61,28 -0,0% -0,01 +11,1% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.328,15 1.325,10 +0,2% +3,05 +3,6% Silber (Spot) 14,79 14,79 +0,0% +0,00 -4,5% Platin (Spot) 824,51 823,00 +0,2% +1,51 +3,5% Kupfer-Future 2,65 2,65 -0,0% -0,00 +0,3%
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June 04, 2019 03:44 ET (07:44 GMT)
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