Von Petra Sorge
BERLIN (Dow Jones)--Trotz Brexit und US-Handelskonflikt bewertet die Digitalwirtschaft in Deutschland die Geschäftslage derzeit als sehr gut, blickt aber wegen des Fachkräftemangels vorsichtiger in die Zukunft. Das sind Ergebnisse des neuen Bitkom-Ifo-Digitalindexes, den der IT-Verband Bitkom und das Münchner Ifo-Institut in Berlin vorstellten. Er bildet die Stimmung in der IT- und Telekommunikationsbranche ab und errechnet sich aus der aktuellen Geschäftslage und den künftigen Erwartungen.
Demnach stieg der Index von April auf Mai um 2,2 auf 27,0 Punkte. Die bereits sehr gute Geschäftslage verbesserte sich nochmals um 2,8 auf 46,7 Punkte, womit die Digitalbranche deutlich besser dasteht als die Gesamtwirtschaft (40,6 Punkte). Entgegen des realen Booms ist der Optimismus für die kommenden Monate eher gebremst. Die Erwartungen der Branche an die künftige Geschäftsentwicklung stiegen zwar zuletzt um 1,7 auf 8,8 Punkte. Das ist jedoch der niedrigste Wert seit der Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2009.
"Auffällig ist, dass die Unternehmen seit einigen Monaten vorsichtiger in die Zukunft schauen", sagte Bitkom-Präsident Achim Berg. Die Lage sei aber besser als die Erwartungen, und das trotz Konjunkturrisiken wie dem Handelskonflikt zwischen den USA und China, dem Brexit oder der Umwälzungen in der Automobilindustrie und bei den Banken.
Die trüben Aussichten führt Berg vor allem auf den Fachkräftemangel zurück: "Dieser verschärft sich immer mehr. 82.000 Stellen sind in der Branche derzeit unbesetzt." Auch in einer Ifo-Umfrage bezeichneten 46 Prozent der Digitalunternehmen die schwierige Personalsuche als wichtigstes Problem. Dagegen ist die mangelnde Nachfrage nach IT-Produkten auf dem Markt nur für 19,3 Prozent das größte Geschäftshemmnis, für nur 4,6 Prozent sind es Finanzierungsschwierigkeiten.
"Die Branche expandiert, aber sie wird gebremst, weil es zu wenige Leute gibt", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Im langjährigen Vergleich zeige sich, dass die ITK-Branche die Lage konstant besser einschätze als die Gesamtwirtschaft. Der neue Digital-Indikator lag seit 2006 im Schnitt 10 Punkte über dem allgemeinen Ifo-Geschäftsklimaindex, der sich genauso berechnet.
In dem neuen Index werden rund 400 Hersteller, Händler und Service-Firmen berücksichtigt. IT-Dienstleister haben darunter mit rund 60,5 Prozent den größten Anteil, es folgen Telekommunikationsanbieter, Geräte-Einzelhändler, Software-Hersteller und Produzenten von elektronischen Bauelementen.
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
DJG/pso/apo
(END) Dow Jones Newswires
June 04, 2019 04:48 ET (08:48 GMT)
Copyright (c) 2019 Dow Jones & Company, Inc.