BERLIN (Dow Jones)--Für Bundeskanzlerin Angela Merkel sind Gespräche über ein Handelsabkommen zwischen der Europäischen Union und den USA von "existentieller Bedeutung". Die CDU-Politikerin sagte auf dem Tag der Deutschen Industrie, die negativen Auswirkungen des Handelskonflikts zwischen Washington und China zeigten, wie wichtig Fortschritte in den Gesprächen zwischen der EU und den USA seien.
"Es ist bedauerlich, dass Frankreich gegen dieses Mandat ganz zum Schluss gestimmt hat. Aber vielleicht können wir hier auch noch in Zukunft Überzeugungsarbeit leisten", so Merkel. Man müsse versuchen, die Handelskonflikte mit den USA "durch Gespräche und vernünftige Lösungen zu beenden".
"Denn ansonsten kommen wir in eine sehr ruppelige Phase der gesamten Weltwirtschaft", warnte Merkel. "Wir sehen jetzt ja schon, welche Auswirkungen auf unsere Wirtschaftslage die Fragen der Gespräche zwischen China und den Vereinigten Staaten von Amerika haben. Ich kann auch nur hier hoffen, dass es da auch zu Lösungen kommt."
Nach heftiger Kritik der deutschen Industrie an der Politik der Regierung warf Merkel den Unternehmen eigenes Versagen vor.
"Ich will nochmal darauf hinweisen, dass diese Bundesregierung jetzt 1 Jahr und 3 Monate im Amt ist. Ich könnte jetzt darüber sprechen, wie viele Stunden dieser 1 Jahr und 3 Monate damit verbracht habe, mich mit dem Vertrauensverlust der deutschen Automobilindustrie auseinanderzusetzen und den Regelverletzungen", sagte Merkel auf dem Tag der Deutschen Industrie.
Politik und Wirtschaft hätten eine "gemeinsame Verantwortung" dafür, dass die soziale Marktwirtwirtschaft weiter akzeptiert bleibe in Deutschland. "Deshalb ist Vertrauen in die Bundesregierung wichtig, aber Vertrauen in die Wirtschaft ist genauso wichtig. Und das ist meine Bitte an Sie", mahnte Merkel.
Zuvor hatte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie, Dieter Kempf, Merkel und der regierenden großen Koalition die Leviten gelesen. Er warf der Regierung vor, sie schade deutschen Unternehmen, und ein Kurswechsel sei nötig.
Mit einem Seitenhieb auf den BDI-Präsidenten sagte Merkel, weil man wohl "heute den Tag der offenen Aussprache" habe, wolle sie auch darauf hinweisen, dass der deutsche Mittelstand noch nicht ausreichend auf die Speicherung von Daten vorbereitet sei. "Wir haben Ansätze, aber wir werden nur mit einer guten Plattform Datenwirtschaft wirklich auch wettbewerbsfähig bleiben", so Merkel.
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June 04, 2019 05:20 ET (09:20 GMT)
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