Von Olaf Ridder
FRANKFURT (Dow Jones)--Bayer muss sich wegen der angeblich krebserregenden Wirkung seines Unkrautvernichters Glyphosat nun auch mit Schadensersatzforderungen in Australien herumschlagen. Ein Landschaftsgärtner verklagte den Konzern vor dem Obersten Gerichtshof des Bundesstaates Victoria in Melbourne. Seine Kanzlei Carbone Lawyers erklärte am Dienstag, es handele sich um das erste Verfahren dieser Art in Australien.
Der 54-jährige Michael Ogalirolo führt seinen Lymphdrüsenkrebs auf den mehr als 20 Jahre währenden Umgang mit dem Herbizid Roundup der Bayer-Tochter Monsanto zurück. Die Kanzlei bezieht sich mit ihrer Klage explizit auf Schadensersatzurteile aus den USA. Dort ist Bayer bisher in drei Fällen von einer Jury zu hohen Zahlungen an Kläger verurteilt worden, die allesamt unter dem Non-Hodgkin Lymphom leiden.
Zuletzt bekam ein Paar in Oakland etwas mehr als 2 Milliarden Dollar zugespochen, weil Bayer es aus Sicht der Laienrichter versäumt habe, auf die gesundheitlichen Risiken des Unkrautvernichters hinzuweisen. In zwei früheren Verfahren waren jeweils 80 Millionen Dollar an Schadensersatz festgelegt worden.
Bayer geht gegen alle Urteile vor. In einem Fall wurde bereits Berufung eingelegt, in einen zweiten hat Bayer vor wenigen Tagen sogenannte Post-Trial-Motions eingereicht und beantragt, das Jury-Urteil aufzuheben und abzuweisen oder einen neuen Prozess anzuordnen.
In den USA sind bisher 13.400 Schadensersatzklagen wegen Glyphosat gegen Bayer anhängig. Beobachter gehen davon aus, dass es am Ende zu einem milliardenschweren Vergleich kommen wird.
Im Fall der Klage aus Melbourne liegt Bayer bisher keine Klageschrift vor. In einer Stellungnahme des Unternehmens hieß es, man habe großes Mitgefühl mit dem krebserkrankten Landschaftsgärtner, doch deuteten umfangreiche wissenschaftliche Erkenntnisse daraufhin, dass Roundup keinen Lymphdrüsenkrebs verursache.
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June 04, 2019 06:48 ET (10:48 GMT)
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