
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Bereitschaft signalisiert, ihre Geldpolitik soweit nötig weiter zu lockern. Im Fall ungünstiger Rahmenbedingungen sei die Notenbank bereit zu handeln, sagte EZB-Präsident Mario Draghi am Donnerstag nach der auswärtigen Ratssitzung in der litauischen Hauptstadt Vilnius. Draghi verwies auf anhaltende Wirtschaftsrisiken wie den zunehmend um sich greifenden Protektionismus.
Einige Ratsmitglieder hätten während der geldpolitischen Beratungen bereits die Möglichkeit einer weiteren Zinssenkung vorgebracht, erläuterte Draghi. Andere Ratsmitglieder wiederum hätten die Möglichkeit zusätzlicher Anleihekäufe (Quantitative Easing, QE) durch die Notenbank angesprochen. Derzeit kauft die EZB keine neuen Anleihen mehr, sondern ersetzt lediglich auslaufende Papiere. Die Anleihekäufe sollen die Langfristzinsen drücken und so die Konjunktur anschieben. Die Entscheidung sei aber einstimmig gefallen.
Draghi bekräftigte, die EZB habe trotz Null- und Negativzinsen noch erheblichen geldpolitischen Spielraum. Sollte es tatsächlich zu einer weiteren Zinssenkung kommen, werde man auch über eine Staffelung des negativen Einlagensatzes nachdenken. Der negative Einlagensatz wirkt für die Banken derzeit wie eine Art Gebühr auf Einlagen, die sie bei der EZB unterhalten. Das soll sie zur Kreditvergabe anhalten, stellt aber zugleich eine finanzielle Belastung für sie dar. Die Geldhäuser plädieren für Erleichterungen./bgf/jsl/he
AXC0236 2019-06-06/15:40