Nach dem langen Pfingstwochenende dürfte der
Kampf beim Dax
Nach tagelangen Verhandlungen zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten hatte US-Präsident Donald Trump zwar am Freitagabend (Ortszeit) die von ihm angedrohten Strafzölle auf alle Importe aus dem Nachbarland auf unbestimmte Zeit ausgesetzt - sie wären sonst am Montag in Kraft getreten. Mexiko verpflichtete sich im Gegenzug dazu, Maßnahmen gegen illegale Migration zu ergreifen. An der Wall Street blieben die Kursaufschläge am Montag allerdings überschaubar. Auch die Reaktionen der geöffneten europäischen Börsen waren von Euphorie deutlich entfernt.
Charttechnisch sieht Martin Utschneider von der Privatbank Donner & Reuschel den Dax derzeit gefangen. Für ein nachhaltiges Überwinden der psychologisch wichtigen 12 000 Punkte sei der deutsche Leitindex zu schwach, für den Test der unteren Marke von 11 800 Zählern aber wiederum zu stark. "Markttechnisch sieht das Ganze auch eher nach Sommerflaute aus", schrieb der Experte. Bei 11 800 Punkten würde dem Dax derzeit der Fall unter die exponentielle 200-Tage-Linie drohen, die bei Anlegern ein angesehener langfristiger Trendindikator ist.
Weil eine Einigung im noch intensiver als mit Mexiko geführten US-Konflikt mit China nicht in Sicht ist, schwebt der Schlagabtausch zwischen den beiden weltgrößten Volkswirtschaften wohl weiter wie ein Damoklesschwert über den Märkten. "Heute scheint eine Lösung des Handelsstreits weiter entfernt denn je", schrieb die Dekabank in ihrer Wochenvorschau. Am Montag hatte Trump Chinas Präsident Xi Jinping gewarnt: Wenn der chinesische Staatschef nicht zu einem Treffen beim G20-Gipfel in Osaka (Japan) am 28. und 29. Juli bereit sein sollte, würden die USA Zölle auf chinesische Einfuhren im Wert von weiteren 300 Milliarden Dollar erheben.
Laut Investmentanalyst Frank Klumpp von der LBBW haben die Notenbanken mit der am Markt diskutierten Hoffnung auf weitere geldpolitische Lockerungen einen wesentlichen Treiber der Rally zu Jahresbeginn bei Anlegern wieder ins Gedächtnis gerufen. Laut dem Marktexperten Neil Wilson von Markets.com greift der Markt die Illusion, dass die Zentralbanken "die Show am Laufen halten", gerne auf. Zumindest solange sie aufrecht erhalten werden könne.
Wilson warnte jedoch davor, dass nach wie vor nicht klar sei, ob sich die Hoffnungen tatsächlich erfüllen werden. In der Nachlese werde sich der Markt daher in den kommenden Tagen eine Meinung dazu bilden, was die US-Notenbank Fed bei ihrer nächsten Sitzung in zwei Wochen zu diesem Thema sagen werde. Die Zinssenkungshoffnung drohe im Zuge dessen vorerst als Kurstreiber wieder zu verblassen.
Der LBBW-Experte Klumpp glaubt, dass ein "Powell-Put", also ein
aktienkursförderlicher Gesinnungswandel des Fed-Vorsitzenden, nach
dem Vorbild vom vergangenen Dezember wohl erst wieder bei deutlich
niedrigeren Indexniveaus zum Tragen kommen wird. Damals sei die
Fed-Rhetorik erst dann kräftig geändert worden, als sich der S&P 500
Konjunkturell dreht sich in der neuen Woche vieles um die Folgen des Handelskonflikts. Am Mittwoch werden Inflationszahlen aus den USA erwartet, die für die Geldpolitik der Fed stets eine entscheidende Rolle spielen. "Für den Monat Mai erwarten wir aber eine relativ unspektakuläre Entwicklung der Verbraucherpreise", kommentierten dies die Experten der Deka-Bank. Am Freitag werden dann noch Industriedaten aus China und den USA erwartet, also von den beiden größten Streitparteien im globalen Handelskonflikt.
Auf Unternehmensseite stehen in den kommenden Tagen vor allem
Hauptversammlungen auf der Agenda. Die Saison der Aktionärstreffen
kommt am Mittwoch wieder richtig auf Touren unter anderem mit
ProSiebenSat.1
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
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