Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Das Münchener Ifo-Institut hat davor gewarnt, die öffentliche Förderung Ostdeutschlands auf Großstädte zu konzentrieren. Ifo-Forscher Felix Rösel schreibt in einer Studie: "Der ländliche Raum im Osten ist infolge der deutschen Teilung regelrecht ausgeblutet. Ein Ende der Förderung des ländlichen Raumes in Ostdeutschland wäre eine doppelte und deshalb besonders ungerechte Bestrafung. Wir brauchen genau das Gegenteil und müssen den sozialen Zusammenhalt sowohl in den Städten als auch in der Fläche fördern."
Rösel, der in der Dresdner Niederlassung des Ifo-Instituts arbeitet, kommt in einer wirtschaftshistorischen Studie zu dem Ergebnis, dass die Bevölkerungszahl Ostdeutschlands auf den Stand des Jahres 1905 zurückgefallen ist, während die Bevölkerungszahl im Westen einen Rekordstand erreicht hat. "Dresden und Leipzig hätten heute doppelt so viele Einwohner und wären Millionenstädte, wenn sie genauso wie der Westen gewachsen wären", rechnet der ifo-Forscher vor. Beide sächsische Großstädte haben gegenwärtig etwa 550.000 Einwohner.
Hauptursache des Bevölkerungsschwunds ist laut Rösel die Massenflucht aus Ostdeutschland von 1949 bis zum Mauerbau im Jahr 1961. Darüber hinaus fehlten Ostdeutschland die Zuwanderung junger Gastarbeiter in den 60er und frühen 70er Jahren. Schließlich habe auch die Abwanderung nach der Wende vor genau 30 Jahren zu der unterschiedlichen Bevölkerungsentwicklung beigetragen. "Einkommen und Arbeitslosenquoten in Ost und West gleichen sich zwar langsam an, aber die Bevölkerungszahlen driften immer weiter auseinander", schreibt Rösel.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/apo
(END) Dow Jones Newswires
June 12, 2019 05:30 ET (09:30 GMT)
Copyright (c) 2019 Dow Jones & Company, Inc.