BERLIN (Dow Jones)--Die Löhne in der Europäischen Union (EU) steigen laut einer Studie im Zuge der noch guten Konjunktur wieder etwas stärker und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Stabilität. Im Jahr 2018 hätten die Löhne real im EU-Schnitt um 0,9 Prozent zugelegt und damit doppelt so stark wie im Jahr davor, erklärte das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung in seinem neuen Tarifbericht. Im laufenden Jahr dürften die Reallöhne um durchschnittlich 1,0 Prozent steigen.
Deutschland liegt den Angaben zufolge mit einem Reallohnzuwachs von 1,0 Prozent 2018 und prognostizierten 1,7 Prozent 2019 über dem europäischen Durchschnitt. Deutlich stärker stiegen die Löhne in fast allen osteuropäischen Staaten. Ein wesentlicher Faktor für die steigenden Löhne seien Tarifabschlüsse, die in etlichen Ländern für spürbare Steigerungen gesorgt hätten.
Da die aktuelle konjunkturelle Eintrübung vor allem auf die weltwirtschaftliche Verunsicherung durch die Handelskonflikte der USA zurückgehe, sei "eine Verstetigung des noch immer moderaten Expansionskurses bei den Löhnen wirtschaftlich sinnvoll, da höhere Löhne die Binnennachfrage stärken", schreibt WSI-Forscher Malte Lübker in der Studie.
Der Konsum der Privathaushalte und steigende Investitionen hätten der deutschen Wirtschaft ein relativ starkes Wachstum im ersten Quartal 2019 beschert. Zudem trügen solide Lohnzuwächse dazu bei, die nach wie vor vergleichsweise niedrige Inflationsrate zu stabilisieren und so einer deflationären Entwicklung vorzubauen. Aus diesem Grund begrüßten auch die Europäische Zentralbank (EZB) oder der Internationale Währungsfonds (IWF) stärkere Lohnsteigerungen, insbesondere in Deutschland.
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June 13, 2019 02:00 ET (06:00 GMT)
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