
Von Stefanie Haxel
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Aktie von Aurubis geht am Donnerstag auf Talfahrt, nachdem der Kupferkonzern seinen Vorstandschef mit sofortiger Wirkung freigestellt und ein internes Investitionsprojekt eingestellt hat. Dafür nimmt der Hamburger Konzern im laufenden dritten Geschäftsquartal Zusatzbelastungen in Höhe von rund 30 Millionen Euro in Kauf. Die Aktie verliert in einem etwas festeren Markt fast 11 Prozent auf neue Jahrestiefstände und ist der mit Abstand schwächste Wert im MDAX.
Die Aurubis AG hatte am Vorabend mitgeteilt, dass der Aufsichtsrat CEO Jürgen Schachler einstimmig mit sofortiger Wirkung freigestellt hat. Die Personalie ist allerdings vor allem symbolischer Natur: Der Vertrag des Vorstandsvorsitzenden endet ohnehin Ende des Monats. Vize-Chef Roland Harings ist schon seit einiger Zeit zum 1. Juli als Nachfolger an der Spitze berufen worden.
Schwerer wirkt der Stopp des internen Investitionsprojekt "Future Complex Metallurgy (FCM)", das die Rohstoffverarbeitung ausweiten und Durchlaufzeiten verringern sollte. Dieser Schritt kam unerwartet, so die Analysten von Hauck & Aufhaeuser.
Es sollte eine der größten Einzelinvestitionen der Unternehmensgeschichte sein. Doch dann habe sich gezeigt, dass deutlich höhere Investitionskosten erforderlich wären als zunächst geplant, womit die Wirtschaftlichkeit des Projekts nicht mehr gegeben sei, teilte Aurubis mit.
Der Konzern geht davon aus, dass die bisher angefallenen aktivierten Investitionskosten des Projektes das Ergebnis des dritten Quartals mit rund 30 Millionen Euro belasten werden. Ursprünglich wollte Aurubis 320 Millionen Euro in das Projekt investieren. Es wurden ab dem Geschäftsjahr 2022/23 EBITDA-Beiträge von 80 Millionen Euro erwartet.
Belastungen für das dritte Quartal und für das Geschäftsjahr erwartet Aurubis auch durch das aktuelle konjunkturelle Umfeld. Mitte Mai hatte Aurubis die Jahresprognose eines "deutlich" unter Vorjahr liegenden operativen Vorsteuergewinns bestätigt. Deutlich heißt für den Konzern "mehr als 15 Prozent". Vor einer Gewinnwarnung im April hatte Aurubis einen Wert "moderat" unter dem Vorjahresergebnis von 329 Millionen Euro in Aussicht gestellt.
Die Analysten von Hauck & Aufhaeuser gehen davon aus, dass Aurubis aber an seiner Strategie festhält, sich von der Kupferraffination wegzuentwickeln und auf andere Metalle zu konzentrieren.
Das Unternehmen bekräftigte denn auch am Mittwochabend sein Ziel, sich zu einem Multimetall-Anbieter weiter zu entwickeln. Der Erwerb der belgisch-spanischen Metallo-Gruppe für 380 Millionen Euro, für den Ende Mai der Kaufvertrag unterzeichnet wurde und der noch unter dem Vorbehalt der Freigabe durch die zuständigen Kartellbehörden steht, sei ein wichtiger Baustein in der Umsetzung der Strategie. Aurubis kündigte nun zudem an, interne Wachstumsoptionen mit der Zielsetzung eines zukünftigen integrierten Hüttennetzwerkes erneut zu prüfen.
(Mitarbeit: Matthias Goldschmidt und Jürgen Hesse)
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June 13, 2019 04:39 ET (08:39 GMT)
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