Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Eine leichtere Restrukturierbarkeit von Euro-Staatsanleihen hätte nach Einschätzung von DIW-Präsident Marcel Fratzscher mehr Vorteile als Nachteile. Auf die Frage, ob die Anleiheklauseln (CAC - Collective Action Clauses) von Staatsanleihen künftig in einem nur noch einstufigen Verfahren restrukturiert werden sollten, sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW): "Ich halte das Argument einer leichteren Restrukturierung im Fall der Fälle für überzeugender. Ich glaube kaum, dass dadurch Staaten schneller oder leichtfertiger eine Restrukturierung suchen würden." Die Kosten einer Restrukturierung für Staaten seien enorm hoch, so dass jede Regierung dies nur als allerletzte Option ziehen würde.
Die Finanzminister des Euroraums beraten derzeit über eine potenziell tiefgreifende Änderung der finanziellen Architektur des Euroraums: Sie wollen eine Beteiligung von Gläubigern im Fall eines Ausfalls von Staatsanleihen erleichtern, was eine geordnete Restrukturierung von Staatsschulden insgesamt vereinfachen würde. Nach den Vorstellungen Deutschlands würde das zu mehr Ausgabendisziplin bei den Finanzministern führen. Kritiker befürchten jedoch, dass Zahlungsausfälle wahrscheinlicher werden, weil im Krisenfall Investoren eher die Flucht ergreifen würden.
Fratzscher hält es aber für wahrscheinlicher, dass Investoren nicht erst im Fall eine Restrukturierung verkaufen, sondern in Zukunft die Risiken einer Restrukturierung realistischer und damit auch viel früher einpreisen werden. "Sie würden somit auch eine größere Disziplin den Staaten abverlangen - und auch das ist gut", sagte der DIW-Präsident.
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June 13, 2019 06:33 ET (10:33 GMT)
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