Konsequenterweise schlägt sich die Moll-Stimmung der Weltkonjunktur im Rohstoffsektor nieder. Während die lähmende Unsicherheit im transpazifischen Handelsstreit den Industriemetallpreisen zusetzt, leidet Öl auch unter der Befürchtung einer massiven Überversorgung. Gold dagegen ist angesichts der Vielzahl an Krisen ein begehrter sachkapitalistischer Vermögensbaustein. Zusätzlichen Auftrieb erhält das Edelmetall von entspannten Inflationsaussichten, die nicht nur jedem restriktiven Handlungsdruck der Notenbanken widersprechen, sondern sogar Zinssenkungen und Liquiditätsausweitungen in Aussicht stellen.
Der von der Citigroup ermittelte Economic Surprise Index für die Weltwirtschaft - er misst die Abweichung tatsächlicher Konjunkturdaten von zuvor getroffenen Analysteneinschätzungen - hat sich hartnäckig im Enttäuschungsterrain festgesetzt. Konkret führt die geringere Nachfrage der Auto-, Maschinenbau- und Bauindustrie zu Preisschwächen bei konjunkturzyklischen Industriemetallen.
Rohöl wegen Überversorgung am Rande eines Bärenmarkts
Nachdem die US-Energiebehörde die Prognosen für die globale Ölnachfrage gesenkt hat und sich die amerikanische Produktion auf Rekordniveau befindet, hat Rohöl binnen weniger Wochen um knapp 17 Prozent nachgegeben.
Zwar spricht das rasant wachsende Angebot der USA für die Fortführung der preisstabilisierenden Produktionskürzungen der Öl produzierenden Länder inklusive Russland (Opec+) bis Jahresende. Mit so initiierten höheren Energiepreisen will insbesondere Saudi-Arabien seine üppigen Sozialleistungen aufrechterhalten, die auch der Bewahrung des sozialen Friedens zugutekommen. Daneben dienen sie aber vor allem der Finanzierung energiefremder Investitionen, um dem Land angesichts des nahenden Endes des Ölzeitalters ein alternatives Geschäftsmodell zu sichern.
Allerdings betrachtet Moskau jede restriktive Ölpolitik kritisch. Denn jede Förderkürzung bei konventionellem Opec-Öl spielt dem alternativen US-Fracking-Öl in die Hände. Der zunächst steigende Ölpreis wird von der US-Fracking-Industrie im Zuge einer margenträchtigen Ausweitung ihrer Produktion ausgenutzt. Würden anschließend die Ölpreise wieder nachgeben, wären nicht nur die Produktionskürzungen der Opec+ verpufft, sondern sie hätte auch noch Marktanteile an Amerika verloren, das Versorgungslücken liebend gerne füllt.
Angesichts unklarer Signale für Preiserhöhungen setzt sich die Spekulation auf fallende Ölpreise am Terminmarkt im Trend fort. Politische Spannungen im Mittleren Osten - wie zuletzt ausgelöst durch Angriffe auf Rohöl-Tanker - können zu zwischenzeitlicher Volatilität führen. Doch ist der amerikanisch-iranische Konflikt kein neues Phänomen, sondern bereits seit 30 Jahren latent. Solange eine militärische Auseinandersetzung ausbleibt, ist mit keinen massiven Erhöhungen der Ölpreise zu rechnen.
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