Anleihenmarktbericht der Börse Stuttgart
MARKTBERICHT
Negativrekord bei Bundesanleihen
Woche für Woche berichten wir im Bonds Weekly auch über die Bundesanleihen und deren Rendite.
Lange Zeit galt der Sommer 2016 dabei als untere Grenze an möglichen negativen Zinsen. Damals
drückte die Entscheidung Großbritanniens, die EU zu verlassen, auf die Stimmung an den Märkten.
Deshalb waren sichere Anleihen wie die Bundesanleihen gefragt - die Kurse stiegen, die Renditen
fielen, damals bis auf -0,205 Prozent.
Nun fielen die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen, die als Maßstab vieler weiterer Zinsen
gelten, letzten Freitag auf ein Allzeittief von -0,26 Prozent und bewegen sich seither auf
ähnlichem Niveau. Damit nicht genug: Seit Anfang Mai ist die Rendite durchgängig negativ, die
einstmalige Untergrenze aus dem Jahre 2016 beständig unterschritten. Was treibt die Anleger
dazu, vermehrt Bundeanleihen nachzufragen und somit die Renditen derart absinken zu lassen?
Ein wichtiger Faktor ist die Politik: Woche für Woche sendet der US-Präsident Drohungen und
Ähnliches an China, Mexiko oder die EU aus und sorgt für Unsicherheit an den Finanzmärkten.
Auch der kürzlich wieder aufkeimende Haushaltsstreit zwischen Italien und der EU gibt Anlass
zur Sorge. Zusammen mit dem Faktor, dass sich die Konjunkturaussichten weltweit einzutrüben
scheinen, steigt die Risikoscheu bei Anlegern. Diese wenden sich bei ihrer Anlage dann an
?sichere Häfen? wie eben die Bundesanleihen, aber auch Gold - ein Trend, der sich übrigens
nicht nur bei kleineren Anlegern, sondern auch bei großen Finanzinvestoren beobachten lässt.
Davon profitiert vor allem der deutsche Staat, der sozusagen Geld dafür bekommt, wenn er sich
verschuldet. Doch auch Unternehmen oder Privatpersonen kommt die niedrige Rendite in gewisser
Weise zugute, da sich Kapitalmarktzinsen in Deutschland am Maßstab der Bundeanleihen
orientieren und so beispielsweise günstige Baukredite nach sich ziehen. Negative Auswirkungen
hat diese Entwicklung hingegen auf Sparer von Festgeldanlagen, die kaum noch mit Zinsen rechnen
können.
Was ebenfalls problematisch scheint: Die Rendite langfristiger Anleihen liegt derzeit unter der
Rendite kurzfristiger Anleihen - eine sogenannte inverse Zinsstrukturkurve. In der
Vergangenheit galt das stets als Signal einer nahenden Rezession. Zusammen mit den vielen
Unwägbarkeiten des politischen Parketts bleibt es also spannend.
Türkei: Leitzins unverändert
Nachdem letzte Woche sowohl die US-Notenbank Fed als auch die Europäische Zentralbank
entschieden, nicht an ihrem Leitzins zu rütteln, zog diese Woche auch die türkische Notenbank
nach. Sie belässt ihren Leitzins unverändert bei 24 Prozent. Auf dieses Niveau war der Leitzins
im September letzten Jahres angehoben worden.
Damit zollt die türkische Notenbank ihrer derzeitigen Situation Tribut: Einerseits versucht
sie, den Kurs der türkischen Lira durch eine straffe Geldpolitik zu stützen. Die Währung büßte
seit Ende 2017 gegenüber dem Dollar mehr als ein Drittel ihres Wertes ein. Zudem liegt die
Inflationsrate nach einem Höchststand letzten Oktober von 25,24 Prozent trotz eines deutlichen
Rückgangs nach wie vor bei 18,71 Prozent. Andererseits strebt die türkische Notenbank eine
Ankurbelung der dortigen Wirtschaft an, nachdem der Kurs der Lira diese in eine Rezession
stürzen ließ. So sank das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal diesen Jahres im Vergleich zum
Vorjahr um 2,8 Prozent.
Konfrontiert sieht sich die Notenbank mit den Forderungen internationaler Ökonomen, die eine
Anhebung des Leitzins fordern, um die Inflation einzudämmen, und gleichzeitig den Rufen aus der
Türkei selbst, die eine Zinssenkung zur Ankurbelung der Konjunktur fordern. Eventuell
orientiert sich die türkische Notenbank dabei an der Fed. Sollte sich die US-Notenbank in den
kommenden Monaten zu einer Zinssenkung entscheiden, könnte auch die türkische Notenbank diesem
Schritt folgen.
Bundesanleihen
Der Euro-Bund Future (Verfall September 2019), der auch am Pfingstmontag gehandelt wurde,
notierte in der bisherigen Handelswoche (Stand: Donnerstagmittag) in einer sehr engen
Handelsspanne von 170,98 und 171,66 Prozentpunkten. Das bisherige Wochentief des Euro-Bund
Futures lag am Dienstagmorgen bei 170,98 Prozentpunkten. Zu Beginn der Handelswoche erreichte
der Euro-Bund Future sein bisheriges Hoch bei 171,66 Prozentpunkten.
Aktuell notiert der Euro-Bund Future bei 171,50 Prozentpunkten. Dies entspricht einer negativen
Rendite von -0,24 Prozent. Damit notiert die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihen in der Nähe
des Allzeittiefes der letzten Handelswoche.
ANLEGERTRENDS
BMW nimmt Kapital über zwei Anleihen auf
Der deutsche Autobauer BMW emittiert zwei neue Anleihen. Unter der WKN A2R3EZ findet sich eine
Anleihe mit einem Volumen von 1,00 Mrd. Euro, die bis zum 13.07.2022 datiert ist. Zu einem
Kupon von 0,125 % ist der Termin der nächsten Zinszahlung der 13.07.2020. Die zweite Anleihe
mit der WKN A2R3E0 verfügt über ein Emissionsvolumen von 750 Mio. Euro und eine Laufzweit bis
zum 13.07.2026. Der Zinssatz beträgt 0,75 %, nächster Zinszahlungstermin ist der 13.07.2020.
Bei beiden Anleihen ist der handelbare Mindestbetrag 1.000 Euro und die kleinste handelbare
Einheit ebenfalls 1.000 Euro. Das Unternehmen wird von S&P mit dem Langfrist Rating A+
bewertet.
USA begeben zweijährige US-Dollar Anleihe
Die USA begeben eine zweijährige Anleihe (WKN: A2R25P) mit einem Emissionsvolumen von 44,20
Mrd. US-Dollar. Der Zinssatz beträgt 2,125 % und wird erstmals anteilig halbjährlich am
30.11.2019 ausbezahlt. Die Fremdwährungsanleihe ist am 31.05.2021 fällig. Der Mindestbetrag der
handelbaren Einheit entspricht nur 100 USD in kleinsten handelbaren Einheiten von 100 USD. Die
USA werden von S&P mit einem Rating von AA+ versehen.
Landtechnik-Konzern John Deere begibt zwei US-Dollar Anleihen
Der amerikanische Landtechnik-Konzern John Deere Capital Corp. begibt zwei neue Anleihen. Die
zweijährige Anleihe (WKN: A2R290 - Fälligkeit: 07.06.2021) mit einem Emissionsvolumen von 500
Mio. US-Dollar besitzt einen Kupon von 2,30 %. Erstmals wird der Kupon anteilig halbjährlich am
07.12.2019 ausbezahlt. Die zweite Anleihe (WKN: A2R292) mit einem Emissionsvolumen von 600 Mio.
Euro läuft bis zum 07.03.2024. Der Kupon beträgt 2,60 % und wird erstmals anteilig am
07.09.2019 ausbezahlt. Für beide Anleihen ist der handelbare Mindestbetrag 1.000 US-Dollar und
die kleinste handelbare Einheit ebenfalls 1.000 US-Dollar. John Deere wird von S&P mit einem
Rating von A bewertet.
Disclaimer:
Der vorliegende Marktbericht dient lediglich der Information. Für die Vollständigkeit und
Richtigkeit übernimmt die Boerse Stuttgart GmbH keine Gewähr. Insbesondere wird keine Haftung
für die in diesem Marktbericht enthaltenen Informationen im Zusammenhang mit einem
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Quelle: Boerse Stuttgart GmbH
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