FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen lösen sich bis Freitagnachmittag kaum von den Tiefs. Ordentliche US-Einzelhandelsdaten stützen genauso wenig wie eine über den Erwartungen ausgefallene Industrieproduktion sowie Kapazitätsauslastung. Auch der Index der US-Verbraucherstimmung übertraf die Erwartungen.
Die guten Daten dürften die US-Notenbank in der kommenden Woche allerdings nicht davon abrücken lassen, Zinssenkungen im weiteren Jahresverlauf in Aussicht zu stellen, heißt es im Handel. Druck auf die Fed kommt von der seit geraumer Zeit inversen US-Zinskurve, auch der US-Arbeitsmarkt scheint die besten Zeiten hinter sich zu haben.
Der DAX verliert 0,8 Prozent auf 12.067 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,6 Prozent auf 3.370 Punkte nach unten, auch wegen schwacher Daten aus China. Dort ist das Wachstum der Industrieproduktion mit 5 Prozent im Mai niedriger ausgefallen als geschätzt. Die Anleger suchen denn auch weiter die sicheren Häfen auf. Der Goldpreis ist auf ein neues Jahreshoch gestiegen und notiert am Nachmittag bei 1.350 Dollar je Feinunze.
Die deutsche Zehnjahresrendite ist mit minus 0,27 Prozent sogar auf ein neues Rekordtief gefallen. Der Grund sind die zahlreichen politischen Krisen und die diversen Handelskonflikte. Die Krisen schüren aber auch die Zinssenkungsfantasie. Für das Juli-Treffen der US-Notenbank wird die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung bei 88 Prozent gesehen, für das Treffen in der kommenden Woche immerhin bei 30 Prozent.
Broadcom zieht Halbleiteraktien nach unten
Unter Druck stehen Halbleiteraktien und zyklische Rohstoffwerte. Der Stoxx-Subindex Technologie fällt um 1,8 Prozent. Grund ist ein schwacher Zwischenbericht von Broadcom. Der US-Chiphersteller hat seinen Umsatzausblick deutlich gesenkt und will auch weniger investieren. Ein Grund dafür ist, dass die USA heimischen Konzernen den Handel mit Huawei verboten haben. In Europa sacken Infineon um 6,1 Prozent ab, Dialog um 3,6 Prozent, Aixtron um 2,8 Prozent, ASML um 2,7 Prozent und STMicro um 3,7 Prozent.
Für den Stahlsektor gibt es Störfeuer aus China. Das chinesische Handelsministerium hat seine Anti-Dumpingzölle auf Stahlrohre aus den USA und der EU verlängert und kräftig erhöht auf 57,9 bis 147,8 Prozent. China hatte die Zölle 2014 in Höhe von 13 bis 14 Prozent auf diese Produkte erhoben, am 10. Mai waren sie abgelaufen. Salzgitter verlieren 2,4, Thyssenkrupp 2,2, Arcelormittal 2,3 und Outokumpu 4 Prozent.
Renault halten sich mit unveränderten Kursen besser als der Autosektor (minus 1,2 Prozent) insgesamt. Die Aktie wird etwas gestützt von der Nachricht, dass der Autokonzern ein Aktienrückkaufprogramm über 3,55 Milliarden Euro aufgelegt hat. Nach einer Gewinnwarnung geht es für die Aktie des Reifenherstellers Nokian um 1 Prozent nach unten.
VW stehen mit Details des Börsengangs der Lkw-Tochter Traton im Blick, auch wenn dies für die Kursfindung keine größere Bedeutung hat. Am 28. Juni soll es soweit sein. VW will dabei selbst bis zu 1,9 Milliarden Euro erlösen und bietet dazu bis zu 57,5 Millionen Aktien in einer Preisspanne von 27 bis 33 Euro an. VW geben mit dem Sektor 1,3 Prozent nach.
BASF verlieren 2,3 Prozent. Das Chemieunternehmen baut wegen der schwächelnden Autokonjunktur im Geschäft mit Lacken in Münster 200 Stellen ab. FMC ziehen dagegen nach Ankündigung eines Aktienrückkaufprogramms um 0,5 Prozent an. Bechtle brechen nach zurückhaltenden Aussagen von CEO Thomas Olemotz im Interview mit Bloomberg um 8,8 Prozent ein.
Bei Ado geht das Top-Management
Fraport verlieren 0,6 Prozent. Grund sind die neuen Verkehrszahlen, die nach Meinung mehrerer Marktteilnehmer enttäuschend ausgefallen sind. Der Anstieg der Passagierzahlen um 1,4 Prozent zeige eine deutlich nachlassende Aufwärtsdynamik. Daneben deute die überkaufte kurzfristige Situation auf ein hohes Risiko von Gewinnmitnahmen in der Aktie hin.
Ado Properties verlieren 2,2 Prozent. "Der Abgang des Top-Managements schürt Unsicherheit", sagt ein Händler. Bei der Immobiliengesellschaft scheidet praktisch die komplette Führungsspitze aus, wie sie am Vorabend mitteilte. Daneben bleibt die Stimmung im Sektor wegen der Enteignungsdebatte angeschlagen.
In der dritten Reihe liegen Allgeier 6,1 Prozent höher. "Die Kapitalerhöhung ist sehr gut gelaufen, die neuen Aktien waren stark gefragt", kommentiert ein Marktteilnehmer eine am Vorabend im Schnellverfahren durchgeführte Kapitalerhöhung des IT- und Personaldienstleisters. Allgeier fließen dadurch knapp 24 Millionen Euro zu.
=== Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 3.370,15 -0,60 -20,35 12,29 Stoxx-50 3.124,17 -0,51 -15,99 13,19 DAX 12.067,35 -0,84 -101,70 14,29 MDAX 25.200,18 -1,05 -267,42 16,73 TecDAX 2.794,89 -1,82 -51,86 14,07 SDAX 10.965,58 -1,30 -143,99 15,32 FTSE 7.335,30 -0,45 -33,27 9,50 CAC 5.350,61 -0,47 -25,02 13,10 Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD Dt. Zehnjahresrendite -0,26 -0,02 -0,50 US-Zehnjahresrendite 2,08 -0,02 -0,60 DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 10:00 Do, 17:02 % YTD EUR/USD 1,1244 -0,30% 1,1286 1,1272 -1,9% EUR/JPY 121,80 -0,33% 122,10 122,31 -3,1% EUR/CHF 1,1198 -0,11% 1,1213 1,1213 -0,5% EUR/GBP 0,8905 +0,10% 0,8909 0,8887 -1,1% USD/JPY 108,33 -0,04% 108,20 108,49 -1,2% GBP/USD 1,2625 -0,41% 1,2667 1,2685 -1,1% Bitcoin BTC/USD 8.417,25 +1,24% 8.265,25 8.165,75 +126,3% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 52,36 52,28 +0,2% 0,08 +10,7% Brent/ICE 61,80 61,31 +0,8% 0,49 +12,0% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.351,89 1.342,35 +0,7% +9,54 +5,4% Silber (Spot) 14,99 14,95 +0,3% +0,04 -3,2% Platin (Spot) 809,90 812,00 -0,3% -2,10 +1,7% Kupfer-Future 2,64 2,66 -0,7% -0,02 -0,2% ===
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June 14, 2019 10:11 ET (14:11 GMT)
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