ZÜRICH (Dow Jones)--Die anhaltenden Zinssenkungshoffnungen haben am Dienstag den Aktienmarkt in der Schweiz zu neuen Höhen getrieben. Der SMI kletterte im Verlauf erstmals über die Marke von 10.000 Punkten und damit auf ein neues Rekordhoch. Allerdings rutschte er zum Handelsende wieder unter dieses Niveau. Marktteilnehmer verwiesen auf Aussagen von EZB-Präsident Mario Draghi, der eine kräftige Lockerungspolitik andeutete. Er betonte die Bereitschaft, falls notwendig die Geldpolitik entschlossen zu lockern. Zum einen deuten laut Draghi die Indikatoren auf Schwäche in den nächsten Quartalen hin, zum anderen sagte er, die Geldpolitik dürfe vor zu niedriger Inflation nicht kapitulieren.
Die Investoren warten nun mit Spannung darauf, ob am Mittwoch auch die US-Notenbank eine Lockerung ihrer Geldpolitik signalisieren wird. Es wird zwar noch nicht mit einer Zinssenkung gerechnet, doch Fed-Chairman Jerome Powell könnte auf der Pressekonferenz am Mittwoch die Märkte bereits verbal auf einen solchen Schritt vorbereiten. Aktuell wird eine Zinssenkung im Juli mit einer Wahrscheinlichkeit von 85 Prozent eingepreist.
Die sich weiter verstärkenden Spannungen im Nahen Osten wurden von den Investoren dagegen vorübergehend in den Hintergrund gedrängt. Die USA entsenden weitere rund tausend Soldaten in die Region, nachdem sie Bilder veröffentlicht haben, die die Verantwortung des Iran für die jüngsten Angriffe auf Tanker belegen sollen. Der Iran hat seinerseits angekündigt, die im Atomabkommen vereinbarte zulässige Menge von angereichertem Uran noch im Juni zu überschreiten. Eine weitere Eskalation ist hier jederzeit möglich, warnte ein Beobachter.
Der SMI gewann 1,4 Prozent auf 9.989 Punkte. Das neue Allzeithoch liegt bei 10.011 Punkten. Alle 20 SMI-Werte schlossen mit Aufschlägen. Der Umsatz erhöhte sich auf 57,21 (zuvor: 35,82) Millionen Aktien.
Auch die Bankenwerte, die zunächst etwas hinter der positiven Entwicklung des Gesamtmarktes zurückgeblieben waren, legten deutlicher zu. Hier belastete die Aussicht auf anhaltend niedrige Zinsniveaus. Diese schmälern unter anderem die Margen im Kreditgeschäft. Die deutsche Zehnjahresrendite ist nach den Draghi-Aussagen auf ein Rekordtief von minus 0,326 Prozent gefallen. UBS legten um 1,3 Prozent zu, Credit Suisse gewannen 2,1 Prozent.
Gesucht waren die Aktien der beiden Luxusgüterhersteller Swatch (plus 2,5 Prozent) und Richemont (plus 2,2 Prozent). Hier stützte ein Tweet von US-Präsident Donald Trump, der auf dem G20-Gipfel Ende Juni zu einem ausführlichen Gespräch mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping zusammenkommen will. Dies nährte bei den Investoren die Hoffnung, dass es zu einer Einigung im Handelsstreit kommen könnte. China ist für Luxusgüter einer der wichtigsten Absatzmärkte.
Tagesgewinner im SMI war die Sika-Aktie mit einem Aufschlag von 2,6 Prozent auf 163,30 Franken. Hier hat die Deutsche Bank die Beobachtung der Titel mit einer Kaufempfehlung und einem Kursziel von 175 Franken wieder aufgenommen.
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June 18, 2019 11:45 ET (15:45 GMT)
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