Steinhoff International Holdings NV (ISIN: NL0011375019) machte es wieder einmal spannend.
Doch jetzt haben wir endlich auch die Bilanzen 2018 in der Hand - veröffentlicht 21:25 am gestrigen Abend . Die seinerzeit mit großer Theatralik veröffentlichten 2017er Bilanzen enthielten endlich schwarz auf weiß, wieviel Luftbuchungen von den alten Verantwortlichen produziert wurden: Über 6 Mrd. Luftumsätze und über 11 Mrd. Abschreibungsbedarf. die 2018er kommen unaufgeregter an die Öffentlichkeit. Die heute Verantwortlichen stellen direkt im vorwort klar, dass man die 2018er Bilanzen als Endpunkt der Aufarbeitung der dunklen Vergangenheit sieht und nun sich auf die Stabilisierung der Gruppe konzentrieren kann. Selbstverständlich fehlt nicht der Hinweis auf die Versäumnisse und fehlende Kooperation der Vorgänger: "This position has been further exacerbated by the fact that certain key individuals, with the requisite knowledge to help unravel these complex transactions, and the consequential effects thereof, have not made themselves available for questioning"
Nun aber zum Wesentlichen: Was steht in den Bilanzen und dem zugehörigen Prüfbericht an Neuem.
Über die Jahre 2009 bis 2017 wurden so insgesamt 6,506 Mrd. Umsatz erfunden...
und diese Umsätze wurden in Form von gegenstandslosen Darlehen oder Vermögensgegenständen in den Bilanzen verscharrt. Welch eine kriminelle Energie. Angeblich weiss man noch nicht, wem die Offshore-entities zuzurechnen sind. Jedenfalls ist wohl keiner mehr aus dem verantwortlichen Management jetzt noch bei Steinhoff. Die Essenz nochmals im Original: "The PwC Report finds that certain Steinhoff Group entities recorded sales to, or received benefits or income from,entities that were purportedly independent of the Steinhoff Group but which now appear to be either closely related to and/or have strong indications ofcontrol by the Steinhoff Group or certain of its former employees and/orthird parties orformermanagement.The PwC Report details the income from fictitious and/or irregular transactions identified during the PwC investigation that was recorded by the Steinhoff Group for FY 2009 to FY 2017 from the purportedly independent third parties ..." und weiter "The income from these transactions was in many instances not paid by theso-calledindependent entities to the Steinhoff Group, resulting in loans or other receivables owed to the Steinhoff Group that had little or no economic substance and, which,as such were neversettled."
... und 2018?
Der Umsatz der fortgeführten Geschäfte betrug in 2018 12,8 Mrd. Euro (im Vergleich 2017 für das fortgeführte Geschäft 12,5 Mrd) "For the 12 months to 30 September 2018, the Company's consolidated net sales from continuing operations were €12.8 billion, compared with €12.5 billion for the 12 months to 30 September 2017."
Der real erzielte ( und doch fiktive) Gewinn nur für die fortgeführten Geschäfte betrug 770 Millionen Euro in 2018 (für 2017 nennt man diese fiktive Zahl von 683 mio. EUR). D.h. er hätte diese Höhe erreicht, wenn nicht die riesigen Abschreibungen aufgrund der betrügerischen Phantasiebuchungen 2017/2018 notwendig gewesen wären. Also:"Segmental EBITDA from continuing operations was €770 million in 2018 (2017: €683 million)."
Man stellt jedenfalls weiterhin fest, dass ein Großteil der Abschreibungen bereits in der 2017er Bilanz vorgenommen worden sind, da die Abschreibungsgründe bzw. Tatsachen bereits dem alten Management bekannt waren, aber nicht zu den notwemdigen Anpassungen in 2017 und vorher führten:
Einen Vorgeschmack auf den Umfang der verbrecherischen Energie der alten Verantwortlichen geben folgende Zahlen aus der 2017er Bilanz, die für sich sprechen:
Über 11 Mrd Euro Abschreibungsbedarf in 2017 wegen der Unregelmässigkeiten!
Über 1,5 Mrd weniger ausgewiesenen Gewinn aufgrund der Unregelmässigkeiten in 2017.
Ein um über 8,2 Mrd. Euro geringerer Bilanzeröffnungswert in 2017 aufgrund Korrekturen, die in 2016 nötig wurden.
3,7 Mrd. Verlust in 2017 (im Vergleich zum erzielbaren EBITDA von 765 Mio. EUR ohne die zu korrigierenden Luftbuchungen)
So bleiben in der 2018er Bilanz wenige Abschreibungen nötig - ausser teilweise Mattres Inc, da erst nach dem Stichtag der 2017er Bilanz vom 30.09.2017 die desaströse Lage offenbar wurde, und man auf mehr als 50% der Beteiligung verzichten musste, um wenigstens etwas zu retten.
Den großen Posten der zu erwartenden Rechtskosten kann man - leider sogar nachvollziehbar - nicht mal annähernd für die 2018er Bilanz einschätzen, deshalb unterbleibt eine entsprechende Rückstellung größtenteils, da sie in ihrer Höhe nicht einschätzbar ist. Hier werden bestimmt in 2019 erste Hinweise gewonnen werden (wir gehen hierzu später unter der Überschrift Rechtsstreitigkeiten näher darauf ein). Wobei gerade diese Zahl über die Zukunftsfähigkeit der Steinhoff International Holding NV entscheidet. "The Management Board, in consultation with its legal advisors, is in the process of assessing the quantum and validity of all claims received to date, and any potential settlement values. As the amount and timing of most possible settlements could not be measured with sufficient reliability at the date of this Annual Report, very few provisions are recognised."
Die Verbindlichkeiten der Gruppe betrugen zum Ende der Rechnungsperiode (30.09.2018) 9,1 Mrd. EURO (285 Mio. mehr als im Vorjahr) UND wie gesagt noch keine Kosten für die Folgen der betrügerischen Handlungen sind hier erfasst, da noch nicht bezifferbar und rechtsverbindlich festgestellt. Allein dieser Schuldenstand ist schon im Vergleich zum Umsatz und Ertrag sehr hoch und sollte schnellstmöglich ...
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