BERLIN (Dow Jones)--Kurz vor Beginn des Autogipfels hat Ford Deutschland die Bundesregierung für die Auswahl der Teilnehmer kritisiert. Bei dem Treffen von Vertretern der Regierung, Automobilindustrie und Wissenschaftlern soll es am Montagabend um die Zukunft der Branche gehen. Denn bei der Verkehrswende haben die Autos Probleme, die geforderten Kohlendioxid-Grenzwerte im Straßenverkehr zu erreichen.
"Die Transformation der Mobilität stellt die Autoindustrie, aber auch die Politik vor große Herausforderungen. Um diese erfolgreich meistern zu können, sollte man alle verfügbaren Kräfte bündeln", sagte Gunnar Herrmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Ford-Werke Deutschland GmbH, Dow Jones Newswires.
"Für die beim heutigen Autogipfel geplante 'Konzertierte Aktion Mobilität' wäre deshalb aus unserer Sicht die Expertise aller deutschen Hersteller, der Zuliefererindustrie und der Politik überaus sinnvoll."
Daher könne er es nicht nachvollziehen, dass die Ford-Werke als deutscher Hersteller mit Produktionsstandorten in Saarlouis und Köln sowie Entwicklungs- und Forschungszentren in Köln und Aachen nicht zum Autogipfel eingeladen wurde.
"Auch unsere Mitarbeiter sind schließlich vom Strukturwandel betroffen", so Herrmann.
Bundeskanzlerin Angela Merkel trifft am Montagabend im Kanzleramt mit Vertreter von Volkswagen, Daimler, BMW, dem Verband der Automobilindustrie (VDA), Zulieferern und der IG Metall zusammen. Auch die Fachminister und die Spitzen der Koalitionsparteien werden an dem Treffen teilnehmen.
Dem Treffen wird ein hoher Stellenwert eingeräumt. Denn Deutschland hat zum Erreichen der Klimaschutzziele noch einen weiten Weg vor sich. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) fordert mehr Anstrengungen bei der anstehenden Verkehrswende, um möglichst viele klimafreundliche Autos auf die Straßen zu bekommen.
Die Automobilindustrie hofft wiederum auf mehr finanzielle Unterstützung durch die Politik, wie beispielsweise durch die staatlichen Förderungen der öffentlichen Ladeinfrastruktur für Elektroautos oder höhere Kaufprämien.
Die Industrie befürchtet, dass die Verkehrswende weg von Verbrennungsmotoren und hin zu mehr Elektromobilität in Deutschland viele Arbeitsplätze kosten könnte. Denn Deutschland hinkt bei der Batteriezellfertigung hinterher, und die Ladeinfrastruktur für E-Autos ist nicht flächendeckend. Bislang ist die Nachfrage nach E-Autos zudem schleppend. Ende Mai verlängerte die Bundesregierung daher die Kaufprämie für Elektro-Autos und Hybridautos bis Ende 2020, weil die 2016 bereitgestellten Fördermittel von 4.000 Euro für rein elektrisch angetriebene Fahrzeuge und 3.000 für Plug-In Hybride noch nicht ausgeschöpft sind. Insgesamt sind 1,2 Milliarden Euro im Fördertopf.
Vor dem Treffen hatte Regierungssprecher Steffen Seibert die Erwartungen allerdings heruntergespielt. "Ich erwarte heute keine konkreten Beschlüsse", so Seibert am Montag auf einer Pressekonferenz. Bei dem Autogipfel handele es sich lediglich um den Einstieg in Gespräche, der sich bis über den September hinaus ziehen werde.
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June 24, 2019 12:49 ET (16:49 GMT)
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