Mainz (ots) - Es war nur eine Bürgermeisterwahl. Dennoch schaut die politisch interessierte Weltöffentlichkeit in diesen Tagen fasziniert auf Istanbul. Dort lässt sich gerade beobachten, wie ein autoritär regierender, scheinbar unbesiegbarer Politprotz vom Wahlvolk in die Schranken gewiesen wird, ein bisschen zumindest. Vom nahen Sturz Recep Tayyip Erdogans kann aber keine Rede sein, auch wenn es in seiner Regierungspartei AKP heftig gären soll. Doch könnte sich die von ihm erzwungene Wahlwiederholung in der Millionenstadt als Wendepunkt im Ringen um die Zukunft der Türkei erweisen. Erdogans politischer Aufstieg begann einst als Bürgermeister am Bosporus; vielleicht konnte er deshalb nicht ertragen, dass die Istanbuler Ende März nicht den farblosen Kandidaten seiner Partei ins Rathaus wählten, sondern einen fleißig-biederen Bezirksbürgermeister, wenn auch nur mit ein paar 1000 Stimmen Vorsprung. Diese Form von Liebesentzug sollte das Wahlvolk korrigieren, so der Wunsch des Präsidenten. Von wegen: Am Sonntag stimmten auch hunderttausende AKP-Anhänger für Ekrem Imamoglu, den Kandidaten der Oppositionspartei CHP. Sie taten das trotz eines Dauerfeuers der ganz überwiegend regierungsgelenkten Medien auf Imamoglu. Das macht den Sieg der Opposition in Istanbul umso wertvoller: Er beweist, dass die hierzulande oft schon abgeschriebene türkische Demokratie trotz aller Beschädigungen aus den vergangenen Jahren funktioniert, dass die Zivilgesellschaft in der Türkei quicklebendig und wehrhaft ist. Das ist eine gute Nachricht, nicht nur für die Türkei.
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