BERLIN (Dow Jones)--Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ihren Vorstoß für ein Handelsabkommen der EU mit Südamerikas Mercosur-Staaten verteidigt. Sie sehe das Agieren von Brasiliens rechtsnationalem Präsidenten Jair Bolsonaro mit "größter Sorge", sagte sie anlässlich der Regierungsbefragung im Deutschen Bundestag. Allerdings sei sie der Auffassung, dass ein "Nicht-Abschluss eines Freihandelsabkommens nicht die Antwort" auf die Probleme sein könne. "Wir haben uns für einen schnellen Abschluss ausgesprochen, weil es nicht nur um Brasilien geht, sondern um mehrere Länder", ergänzte Merkel. Die EU will in der kommenden Woche über den Vertrag mit den Mercosur-Staaten Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay entscheiden.
Merkel erklärte mit Blick auf den Umgang Bolsonaros mit Minderheiten oder die Rodung des Regenwaldes, es sei "dramatisch, was da in Brasilien passiert". Der Präsident hatte auch angekündigt, aus dem Pariser Klimaschutzabkommen auszusteigen. Merkel versprach, beim G20-Gipfel im japanischen Osaka am Freitag und Samstag dazu mit Bolsonaro zu sprechen.
Die Bundeskanzlerin hatte nach Angaben des "Spiegels" zusammen mit sechs weiteren EU-Regierungschefs einen Brief an EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker geschrieben. Darin forderten sie, ein "ausgewogenes und vernünftiges Angebot vorzulegen, das den Weg zu einem Abschluss des Abkommens ebnet". Zu den Unterzeichnern des Briefs gehören neben Merkel der Spanier Pedro Sánchez, der Tscheche Andrej Babis, der Niederländer Mark Rutte, der Schwede Stefan Löfven sowie Krisjanis Karins aus Lettland und António Costa aus Portugal, berichtete der "Spiegel".
Widerstand gegen das Mercosur-Abkommen kommt unter anderem von Frankreich. Nach Angaben des Onlinemagazins "Politico" erhielt Juncker auch einen Brief vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Zu den Unterzeichnern gehören die Premierminister von Irland, Leo Varadkar, Belgien, Charles Michel, und Polen, Mateusz Morawiecki. Sie befürchten, dass das Freihandelsabkommen die Produktion und den Landwirtschaftssektor destabilisieren könnte. Macron will zudem verhindern, dass die EU Handelsverträge mit Staaten abschließt, die das Pariser Klimaschutzabkommen missachten. Das hatte im Juli 2018 auch das EU-Parlament in einer Resolution gefordert.
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June 26, 2019 09:40 ET (13:40 GMT)
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