BERLIN (Dow Jones)--Der frühere SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel hat die Sozialdemokraten vor einer langwierigen Personaldebatte um die Führung der Partei gewarnt und sich gegen eine Kandidatur von Juso-Chef Kevin Kühnert ausgesprochen. Dem Deutschlandfunk sagte Gabriel am Donnerstag, er rate der SPD, bald zu einer Entscheidung über den neuen SPD-Vorsitz zu kommen, denn das Führungsvakuum wirke seltsam.
"Immer öffentlich erklärt, die SPD soll regieren, aber keiner will die SPD regieren - das wirkt auf Bürgerinnen und Bürger seltsam", so Gabriel. "Wir müssen, glaube ich aufpassen, dass wir nicht unglaublich viel investieren in innerparteiliche Prozesse und Verfahren, die aber draußen keinen interessieren. Die Menschen wollen Führung sehen, die wollen wissen wohin wird das Land gehen, wohin geht die Zukunft in Deutschland."
Über eine mögliche Kandidatur für den Vorsitz durch Kühnert sagte Gabriel, dass der Juso-Vorsitzende ein sehr talentierter Mann sei. Aber er habe in der Vergangenheit Regeln in der Politik gelernt: "Erst mal eine Weile Indianer zu sein, bevor man Häuptling wird - das ist etwas, was ich als junger Mann nicht gerne gehört habe, aber ich glaube da ist was dran."
Außerdem sei jetzt die Stunde der führenden SPD-Politiker, die 146 Jahre alte Traditionspartei aus ihrer schlimmsten Krise zu führen.
"Wenn die Kirche im Dorf brennt, dann müssen die Brandmeister schon selber hin und können nicht die Jugendfeuerwehr schicken", so Gabriel. Auch müsse man Kühnert davor schützen "jetzt schnell verheizt und verbrannt zu werden".
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June 27, 2019 03:03 ET (07:03 GMT)
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