Die Aktienmärkte gehen zwiespältig in die zweite Jahreshälfte. Es kämpft die Fundamentalbaisse gegen die Liquiditätshausse. Konkret treffen der Handelskonflikt und eine geostrategisch schwierige Gemengelage auf eine noch freizügigere Geldpolitik. Diese wiederum führt zu noch niedrigeren Zinsen und einem Anlagenotstand, der seine Befriedigung auch im Aktienmarkt findet.
Weltkonjunktur mit handelspolitischem Dynamikverlust
Der hochgeschaukelte US-chinesische Handelskonflikt bleibt nicht ohne Folgen. Mit einem Mai-Wert von unter 50 zeigt der Einkaufsmanagerindex für das globale Verarbeitende Gewerbe erstmals seit Ende 2012 wieder Schrumpfung an. Je länger der Zollstreit tobt, umso nachhaltiger offenbart sich die Investitions- und Konsumzurückhaltung. Vor diesem Hintergrund genießen Defensiv- gegenüber konjunkturzyklischen Titeln im Trend Vorzug.
Auf dem niedrigsten Stand seit November 2014 zeigt sich der deutsche ifo Geschäftsklimaindex klar eingetrübt. Mit dem dritten Rückgang in Folge hat er sogar einen Abwärtstrend ausgebildet. Die schlechte Industriestimmung färbt zunehmend auf den Dienstleistungssektor ab. Selbst die seit Jahren so robuste deutsche Binnenkonjunktur zeigt gemäß GfK Konsumklimaindex - wenn insgesamt auch immer noch auf hohem Niveau - eine Delle wegen Angst vor Jobverlust und Einkommensunsicherheit.
Laut ifo Konjunkturmatrix, die die auf niedrigem Niveau stabilisierte Geschäftslage zu erneut eingetrübten -erwartungen in Beziehung setzt, rutscht die deutsche Wirtschaft insgesamt knapp in die konjunkturelle Zyklusphase "Abschwung" ab.
Nach Jahrzehnten eines immer weiter zunehmenden Freihandels sehen sich die auf Export getrimmten deutschen Unternehmen einem Strukturbruch gegenüber. Grundsätzlich ist die Befriedung des Handelskonflikts zwischen den USA und China mindestens im Rahmen einer friedlichen Koexistenz die Hauptbedingung für eine nachhaltige Stimmungsverbesserung.
Die Notenbanken haben sich auf den Weltwirtschaftsabschwung eingestellt
Wo kein solides Wirtschaftswachstum erwartet wird, da ist auch nicht mit großem Inflationsdruck zu rechnen.
Daher wird die Fed in diesem Jahr vermutlich zwei Leitzinssenkungen vornehmen. Und wenngleich sie ihren Krisenmodus seit 2009 nie aufgegeben hat, denkt auch die EZB über weitere zinspolitische Lockerungen nach. Auch für die Wiederaufnahme von Anleiheaufkäufen sieht die EZB noch "beträchtlichen Spielraum". Der Renditedruck an den Rentenmärkten spricht eine klare Sprache.
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