
BERLIN (Dow Jones)--Das Schrumpfungsangebot des Energieversorgers Eon an die EU-Wettbewerbshüter zur Übernahme der RWE-Tochter Innogy reicht Wettbewerbern des deutschen Energieversorgers nicht. Die Unternehmen Lichtblick und Naturstrom äußerten Zweifel. Eon hatte sich mit RWE auf einen milliardenschweren Tausch ihrer Geschäftsfelder verständigt.
"Auf den ersten Blick sind diese Vorschläge in Bezug auf den deutschen Energiemarkt notwendig und zumindest ein erster Schritt in die richtige Richtung", erklärte Wilfried Gillrath, der Vorstandsvorsitzende der Lichtblick SE. "Wir hören jedoch von Marktexperten und Marktteilnehmern, dass dieser Vorschlag - sollte es der finale sein - vor dem Europäischen Gerichtshof geprüft werden könnte."
Die EU-Kommission hat Bedenken, dass durch den Eon-RWE-Deal der Wettbewerb verzerrt werden könnte und hatte im März eine vertiefte Prüfung angekündigt. Eon schlug der EU-Kommission daraufhin vor, seinen Strom- und Heizstromkundenstamm zu verkleinern und auf Teile des Osteuropa-Geschäfts zu verzichten. Insbesondere in Tschechien und Ungarn sollten Innogy-Teile veräußert werden. Damit wolle das Unternehmen die "nach wie vor bestehenden Bedenken" hinsichtlich der Innogy-Übernahme ausräumen, sagte Vorstandschef Johannes Teyssen am Montag. Laut Lichtblick-Chef Gillrath hätten die Zusagen von Eon allerdings kaum Auswirkungen auf die Endkundenmärkte. "Diese Bedenken teilen wir zum momentanen Zeitpunkt ebenfalls", erklärte Gillrath.
Die Naturstrom AG erklärte, die Zugeständnisse von Eon hätten lediglich Symbolwert. "Die Stromkunden in Deutschland haben nichts davon, wenn Eon Geschäfte in Ungarn abgibt", erklärte Vorstandsmitglied Tim Meyer. Auch die Abgabe von Heizstromkunden helfe da nichts. "Eon muss sich von den vielen Beteiligungen an Stadtwerken und Regionalversorgern in Deutschland trennen", forderte Meyer. Nur so ließe sich vermeiden, dass die neue Eon im Stromvertrieb und Verteilnetzbetrieb "die durchweg drastisch kleineren Wettbewerber einfach erdrückt". Der Wettbewerb im Stromvertrieb habe lange gebraucht, um das Oligopol Anfang der 2000er zu überwinden und die heutige Intensität zu erreichen, so Meyer. "Die EU-Kommission muss unbedingt vermeiden, dass Eon das Rad zurückdrehen kann."
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June 27, 2019 08:29 ET (12:29 GMT)
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