Von Herbert Rude
FRANKFURT (Dow Jones)--Defensive Aktien haben am Dienstag die Rally an den europäischen Aktienmärkten weiter angetrieben. "Das ist außergewöhnlich", sagte ein Marktteilnehmer. Normalerweise lebten Aufschwungsphasen am Aktienmarkt von hoher Risikobereitschaft und von konjunkturabhängigen Titeln. Derzeit profitiere der Markt aber von der Nachfrage nach konjunkturunabhängigen oder defensiven Aktien mit stabilen Geschäftsmodellen. Sie profitierten direkt von den weiter sinkenden Zinsen. Konjunkturabhängige Titel waren dagegen am Dienstag tendenziell nicht gefragt.
Der Euro-Stoxx-50 stieg um 0,3 Prozent auf 3.508 Punkte. Der konjunkturabhängigere DAX konnte sich mit einem Plus von 5 auf 12.527 Punkte lediglich gut behaupten. In Zürich schloss der SMI dagegen nach einem Plus von 0,5 Prozent erstmals über der 10.000er Marke, weil die konjunkturunabhängigen Schweizer Schwergewichte wie Nestle oder Novartis weiter auf Rally-Kurs lagen. In ganz Europa wurden Versorger, Nahrungsmittelhersteller und Hersteller von Konsumgütern des täglichen Bedarfs favorisiert, Auto-, Chemie- und Bauaktien wurden dagegen vernachlässigt.
Die deutsche Zehnjahresrendite fiel nach taubenhaften Aussagen aus Kreisen der EZB auf ein Rekordtief von minus 0,37 Prozent. In Australien hatte die Notenbank gerade erst wieder den Leitzins gesenkt. Auch neue schwache Konjunkturdaten aus Europa schürten die Niedrigzinsfantasie. In Deutschland war der Einzelhandelsumsatz im Mai wider Erwarten geschrumpft und der Maschinenbau hatte weniger Aufträge erhalten.
Rom reagiert und in Mailand steigen die Kurse
Ähnlich stark wie Zürich zeigte sich am Dienstag die Börse in Mailand mit einem Plus von 0,6 Prozent. Die Regierung in Rom hatte sich im Streit um ihre Haushaltspläne dem Druck der EU gebeugt und das Defizitziel gesenkt. Damit vermied sie die Einleitung eines Defizitverfahrens. Das begünstigte auch italienische Anleihen. Die Rendite italienischer Zehnjahresanleihen verringerte sich um rund 5 Basispunkte auf 1,85 Prozent.
Ein Stimmungsdämpfer für die Börsen kam aus den USA. Dort wurden wieder neue Strafzölle gegen die EU ins Spiel gebracht für Produkte mit einem Handelsvolumen von 4 Milliarden Dollar. Hintergrund war der seit rund 15 Jahren währende Streit über Staatshilfen für die Flugzeugbauer Boeing und Airbus.
Der Euro blieb angesichts der zunehmend taubenhaft klingenden europäischen Notenbanker gedrückt, wenngleich er zumindest etwas Unterstützung von der Entwicklung in Italien erhielt. Nach dem kräftigen Abtaucher am Montag kostete er am frühen Abend wenig verändert 1,13 Dollar.
Henkel an der Spitze der Gewinner - BASF schwach
Im DAX stiegen Henkel um 3,8 Prozent. Eon und RWE gewannen je 1,6 Prozent. Auf der anderen Seite fielen Thyssenkrupp um 2,4 Prozent. Und mit BASF ging es um 1,9 Prozent nach unten.
"Wegen des konjunkturellen Umfelds ist BASF der Kandidat Nummer eins für eine Gewinnwarnung", sagte ein Händler. Allerdings meinte der Händler auch, nach einer Gewinnwarnung könnten BASF schnell nach oben drehen. Angesichts einer Dividendenrendite von 5 Prozent sei die Aktie attraktiv.
Berenberg erwartete, dass BASF mit den Quartalszahlen den Ausblick senken werde. Auch die Deutsche Bank und IR meinten, derzeit wackele die Prognose für das laufende Geschäftsjahr.
AB Inbev von Sparten-Börsengang gestützt
Für Anheuser-Busch Inbev ging es um 2,1 Prozent nach oben. Positiv wurde gewertet, dass der Brauereikonzerns mit dem bereits angekündigten Börsengang des Asiengeschäftes in Hongkong bis zu 9,8 Milliarden US-Dollar einnehmen könnte.
Die Aktie des britischen Werbekonzerns WPP profitierte nicht davon, dass es Gespräche mit der Beteiligungsgesellschaft Bain Capital über den Verkauf des Marktforschungsunternehmens Kantar gibt. Kantar hatte zuletzt mit der Abwanderung von Kunden zu weniger arbeitsintensiven digitalen Diensten zu kämpfen gehabt und war eine Belastung für das WPP-Ergebnis. WPP gaben um 2,2 Prozent nach.
Aus dem MDAX hatte Grenke Geschäftszahlen vorgelegt. Beim Wachstum hat das Leasingunternehmen überzeugt, bei der Marge laut Börsianern aber leicht geschwächelt. Grenke fielen um 6,8 Prozent. Die Aktie sei nach einem Plus von knapp 30 Prozent seit Jahresbeginn nicht mehr billig, hieß es. Hannover Rück markierten dagegen mit einem Plus von 1,8 Prozent auf 145,60 Euro neue Rekordstände.
=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.507,98 +10,39 +0,3% +16,9% Stoxx-50 3.217,18 +16,27 +0,5% +16,6% Stoxx-600 389,29 +1,42 +0,4% +15,3% XETRA-DAX 12.526,72 +5,34 +0,0% +18,6% FTSE-100 London 7.562,41 +64,91 +0,9% +11,4% CAC-40 Paris 5.576,82 +8,91 +0,2% +17,9% AEX Amsterdam 570,06 +1,80 +0,3% +16,8% BEL-20 Brüssel 3.596,79 +18,66 +0,5% +10,9% BUX Budapest 40.767,12 +149,04 +0,4% +4,2% OMXH-25 Helsinki 3.996,24 -7,85 -0,2% +8,4% ISE NAT. 30 Istanbul 125.704,62 +337,95 +0,3% +9,9% OMXC-20 Kopenhagen 1.025,72 +5,81 +0,6% +15,1% PSI 20 Lissabon 5.188,39 -39,23 -0,8% +8,8% IBEX-35 Madrid 9.281,50 +16,90 +0,2% +8,7% FTSE-MIB Mailand 21.392,87 +138,83 +0,7% +16,0% RTS Moskau 1.398,26 -3,38 -0,2% +31,2% OBX Oslo 810,10 -1,10 -0,1% +9,6% PX Prag 1.040,72 +0,88 +0,1% +5,5% OMXS-30 Stockholm 1.647,02 +5,02 +0,3% +16,9% WIG-20 Warschau 2.341,09 +11,35 +0,5% +2,8% ATX Wien 2.985,18 -22,12 -0,7% +9,6% SMI Zürich 10.020,93 +50,93 +0,5% +18,9% DEVISEN zuletzt +/- % Di, 9:39 Mo, 18:34 % YTD EUR/USD 1,1309 +0,19% 1,1296 1,1299 -1,4% EUR/JPY 121,90 -0,41% 122,35 122,53 -3,1% EUR/CHF 1,1135 -0,12% 1,1148 1,1151 -1,1% EUR/GBP 0,8968 +0,42% 0,8949 0,8936 -0,4% USD/JPY 107,78 -0,61% 108,31 108,44 -1,7% GBP/USD 1,2612 -0,21% 1,2624 1,2644 -1,2% Bitcoin BTC/USD 10.431,75 -1,26% 9.847,75 10.365,25 +180,5% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 57,10 59,09 -3,4% -1,99 +20,0% Brent/ICE 63,26 65,06 -2,8% -1,80 +14,5% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.406,45 1.382,40 +1,7% +24,05 +9,7% Silber (Spot) 15,22 15,15 +0,5% +0,07 -1,8% Platin (Spot) 832,12 835,00 -0,3% -2,88 +4,5% Kupfer-Future 2,66 2,68 -0,9% -0,02 +0,5% ===
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July 02, 2019 12:32 ET (16:32 GMT)
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