NEW YORK (Dow Jones)--Der "Waffenstillstand" zwischen China und den USA sorgt am Dienstag an der Wall Street nicht mehr für Kauflaune. Diese hatte bereits am Vortag im Sitzungsverlauf an Schwung eingebüßt. Analysten verweisen darauf, dass der Status quo im Handelskonflikt unverändert gelte. Zwar werde wieder verhandelt, aber ein Durchbruch bleibe in weiter Ferne. Anleger sehen es offenbar ähnlich: Denn gegen Mittag New Yorker Zeit fällt der Dow-Jones-Index um 0,1 Prozent auf 26.685 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite geben 0,1 Prozent bzw 0,2 Prozent ab. Größere Bewegungen gibt es indes an den Rohstoff- und Rentenmärkten.
Belastend für Aktien ist ferner, dass ein weiterer Handelsstreit an Schärfe gewinnt. Im Streit um Subventionen für die Flugzeugbranche erwägen die USA Strafzölle auf Produkte aus der EU wie Käse, Wurst und Whisky mit einem Handelsvolumen von 4 Milliarden Dollar. Sie ergänzen eine im April vorgelegte Drohliste für Importe über 21 Milliarden Dollar. Die USA und die EU streiten seit rund 15 Jahren über Staatshilfen für die Flugzeugbauer Boeing und Airbus.
Zinssenkungen bleiben Thema
Im Handel heißt es, dass angesichts der trüben Konjunkturaussichten und der ungelösten Handelskonflikte einzig die Aussicht auf Zinssenkungen in den USA die Aktienmärkte stütze. Eine Einigung im Handelsstreit werde wohl erst der Wahlkampf in den USA bringen. "Die Zeit vergeht bis zu den Wahlen 2020 und die Wähler werden eine Verlangsamung der Wirtschaft nicht verzeihen, wer auch immer an der Macht ist", sagt Investmentstratege Patrick Spencer bei Baird.
Wie sehr die Märkte auf Zinssenkungen setzen, zeigt sich am Rentenmarkt. Nach schwachen Daten sinkt die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen in Deutschland auf ein Rekordtief. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen verliert 4 Basispunkte auf 1,99 Prozent. Gesenkt wurden die Leitzinsen derweil in Australien.
Der Euro kann sich nach seiner steilen Talfahrt des Vortages etwas stabilisieren. Gedrückt hatten ihn da taubenhafte Aussagen aus Kreisen der EZB. Unterstützung für die Gemeinschaftswährung kommt ausgerechnet aus Italien - sonst meist Quell von den Euro belastenden Nachrichten. Die Regierung in Rom hat eingelenkt und das Haushaltsdefizit für 2019, wie von der EU-Kommission gefordert, gesenkt. Damit könnte das Land einem Defizitverfahren entgehen. Der Euro steigt moderat auf 1,13 US-Dollar.
Gold wieder über 1.400 Dollar - Ölpreise unter Druck
Der Goldpreis steigt mit der Zinssenkungsfantasie deutlich um 1,5 Prozent auf 1.403 US-Dollar je Feinunze. Analysten zeigen sich aber zum Teil skeptisch: Die Preise für Silber wie auch für die Minenaktien seien weniger stark gestiegen, als es bei einer "gesunden Edelmetallhausse zu erwarten wäre", heißt es.
Die Ölpreise fallen dagegen massiv, Händler sprechen von einer enttäuschten Reaktion auf die verlängerte Förderkürzung des Erdölkartells Opec. "Trotz der Fortsetzung der Kürzungen muss die Gruppe mit einer möglichen Verlangsamung der Weltwirtschaft und einer robusten und wachsenden US-Rohölproduktion fertig werden", sagt Marktstratege Dominick Chirichella von DTN. Die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) hatte sich auf eine Verlängerung der Produktionskürzungen um neun Monate bis ins erste Quartal 2020 verständigt.
Experte Georgi Slavov von Marex Spectron kritisiert die Vereinbarung: "Wir brauchen eine größere Kürzung, um die Preise anzuheben." Warren Patterson von der ING wirft die Frage auf, warum die Opec nun das vierte Jahr die Kürzungen fortsetzt und ob diese Strategie wirklich nachhaltig sei. US-Leichtöl der Sorte WTI sackt um 3,6 Prozent ab auf 56,99 Dollar, Nordseeöl der Sorte Brent um 3,1 Prozent auf 63,05 Dollar.
Unter den Einzelaktien steigen die Titel des Pharmakonzerns Amarin um 11 Prozent. Das Unternehmen hat seinen Umsatzausblick für 2019 angehoben und Pläne für eine Verdoppelung des Vertriebspersonals in den USA angekündigt, um die kommerzielle Expansion des Herz-Kreislauf-Medikaments Vascepa voranzutreiben.
Verhalten positiv reagiert die Gilead-Aktie auf die Nachricht, dass der Pharmakonzern die Zulassung eines Medikaments gegen rheumatische Arthritis noch in diesem Jahr bei der US-Gesundheitsbehörde FDA beantragen will. Der Kurs von Gilead steigt um 1,3 Prozent.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 26.685,14 -0,12 -32,29 14,39 S&P-500 2.962,04 -0,08 -2,29 18,16 Nasdaq-Comp. 8.073,38 -0,22 -17,79 21,67 Nasdaq-100 7.760,04 -0,10 -8,10 22,59 US-Anleihen Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 1,77 -1,6 1,78 56,3 5 Jahre 1,76 -3,5 1,79 -16,8 7 Jahre 1,86 -4,1 1,90 -39,2 10 Jahre 1,99 -4,0 2,03 -45,8 30 Jahre 2,51 -3,5 2,55 -55,4 DEVISEN zuletzt +/- % Di, 9:39 Mo, 18:34 % YTD EUR/USD 1,1300 +0,10% 1,1296 1,1299 -1,4% EUR/JPY 122,06 -0,28% 122,35 122,53 -2,9% EUR/CHF 1,1146 -0,02% 1,1148 1,1151 -1,0% EUR/GBP 0,8971 +0,45% 0,8949 0,8936 -0,3% USD/JPY 108,02 -0,38% 108,31 108,44 -1,5% GBP/USD 1,2598 -0,33% 1,2624 1,2644 -1,3% Bitcoin BTC/USD 10.461,75 -0,97% 9.847,75 10.365,25 +181,3% ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 56,99 59,09 -3,6% -2,10 +19,7% Brent/ICE 63,05 65,06 -3,1% -2,01 +14,2% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.402,54 1.382,40 +1,5% +20,14 +9,4% Silber (Spot) 15,24 15,15 +0,6% +0,09 -1,7% Platin (Spot) 831,66 835,00 -0,4% -3,34 +4,4% Kupfer-Future 2,66 2,68 -0,7% -0,02 +0,7% ===
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July 02, 2019 12:34 ET (16:34 GMT)
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