Die Verteilung von Wasser in Deutschland kann nach Einschätzung des Umweltbundesamts erstmals seit Jahrzehnten zu einem relevanten Thema werden. "Häufigere trockene Sommer bedeuten auch, dass sich voraussichtlich mehr Nutzer um die Ressource Wasser streiten werden", sagte Jörg Rechenberg, Wasserexperte beim Umweltbundesamt (UBA), der Deutschen Presse-Agentur. "Eines ist schon deutlich zu sehen: Als neuer Nutzer von Wasservorräten wird die Landwirtschaft dazukommen."
Bisher habe Bewässerungslandwirtschaft in Deutschland erst einen Anteil von 2,7 Prozent. "Die Beregnungsbedürftigkeit wird deutschlandweit tendenziell zunehmen, allerdings ist dies regional sehr unterschiedlich", ergänzte der Experte. Seit 2018 häufen sich Trockenheit und Hitzerekorde auch in Deutschland. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes war allein der vergangene Juni der wärmste und sonnigste seit Beginn flächendeckender Messungen.
Das UBA hat noch keine aktuellen Daten zur Grundwassermenge 2018. "Aber es ist zu befürchten, dass sich die Grundwasserpegel noch nicht wieder auf den Stand vor 2018 aufgefüllt haben", sagte Rechenberg. Flächendeckend wisse man auch nicht, wie sich diese Pegel im Fall von drei dürren Sommern hintereinander mit zusätzlich wenig Niederschlag im Winter entwickeln würden. "Das hatten wir in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten so noch nicht." Ein Effekt würde sich aber mit Sicherheit zeigen, ergänzte er. "Das hätte in jedem Fall negative Auswirkungen auf die Wasserverfügbarkeit. Darauf müssen sich auch die Wasserversorger einstellen."
Bisher gebe es in Deutschland flächendeckend aber noch keinen Wasserstress, betonte Rechenberg. "An der einen oder anderen Stelle hat es aber 2018 lokale oder regionale Probleme gegeben." In diesem Sommer haben einige Regionen, zum Beispiel in Brandenburg, die Bevölkerung zum sensiblen Umgang mit Wasser aufgerufen. In einigen Orten kam zeitweise kaum noch etwas aus der Leitung, weil zu viele Menschen gleichzeitig Wasser zapften - vor allem für ihre Gärten./vl/DP/stk
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