(neu: Kurs dreht ins Minus, mehr Analystenstimmen)
FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Die Details zum Radikalumbau der
Deutschen Bank
Die Deutsche Bank versucht mit dem Radikalumbau ihres Geschäftsmodells den Befreiungsschlag: Der Abbau Tausender Arbeitsplätze, ein Ausstieg aus dem weltweiten Aktienhandel und milliardenschwere Investitionen in neue Technologie sollen die jahrelange Krise des größten deutschen Geldhauses beenden. Das deutsche Geschäft mit Firmenkunden und die Transaktionsbank wird in einem neuen Geschäftsbereich namens Unternehmensbank gebündelt. Der Aufsichtsrat billigte die von Konzernchef Christian Sewing bereits im Mai skizzierten "harten Einschnitte".
Dabei will der Konzern den Umbau selbst finanzieren und sich kein neues Kapital von den Aktionären besorgen. Dies ist einerseits positiv, da eine Kapitalerhöhung den Gewinn je Aktie verwässert und damit die seit Jahren schwer gebeutelten Papiere einmal mehr schwer belasten könnte. Andererseits stellt sich die Frage, ob die Deutsche Bank ohne frisches Geld ihre vielen selbst gesteckten Ziel erfüllen kann.
Damit bleiben Experten gerade mit Blick auf die schwache Historie vorsichtig, was die alles entscheidende Ausführung der Pläne betrifft. Eoin Mullany von der Berenberg Bank rät Anlegern sogar, die Aktien aufgrund der ausbleibenden Kapitalerhöhung in eine Kursstärke hinein zu verkaufen - eben wegen "enormer Umsetzungsrisiken" und wenig Raum für Fehler mit Blick auf die Kapitaldecke.
Analyst Andrew Stimpson von der Bank of Amercia äußerte sich ähnlich und sieht in der Kapitalausstattung der Deutschen Bank weiter ein Problem. Das Finanzhaus begebe sich mit seiner Strategie in die Hände der Regulierungsbehörden. Ohne eine Reduzierung der Kapitalanforderungen oder eine Erlaubnis der Europäischen Zentralbank, die risikogewichteten Vermögenswerte im operativen Geschäft schneller verringern zu dürfen, könnte es der Deutschen Bank an dem nötigen Kapital für ihre Wachstumspläne mangeln. Die Kosten für das Abstoßen von Vermögensteilen seien ebenfalls noch nicht diskutiert worden.
Die Expertin Anke Reingen vom Analysehaus RBC gestand der Bank zwar zu, dass sie ihr Geschäftsmodell radikaler als gedacht überarbeitet habe. Kurzfristig dürfte das die Aktien stützen, die erhoffte Steigerung der Profitabilität aber sollte sich nun noch mehr verzögern. Insofern böten sich Anlegern mehr Chancen bei anderen Sektorwerten.
Skeptisch äußerte sich auch Analyst Jernej Omahen von der US-Investmentbank Goldman Sachs. Die strukturellen Herausforderungen für die Deutsche Bank seien nicht vom Tisch. So zögen die Finanzierungskosten deutlich an und es herrsche immer noch Unsicherheit darüber, wie groß denn das Investment-Banking nach dem Umbau tatsächlich sein werde. Vor allem aber fehle es weiterhin an sehr renditeträchtigen Geschäftsfeldern.
Das Urteil des am Aktienmarkt sehr beachteten Analysten Kian Abouhossein von der US-Bank JPMorgan fällt milder aus. Die mutigen Umbaupläne seien das erste Mal nicht halbgar, sondern stellten einen echten strategischen Schwenk dar. Der Experte Daniele Brupbacher von der Schweizer Bank UBS ergänzte: Wenn die Umsetzung klappe, könnte das Ergebnis je Aktie 2022 bei 2 Euro liegen.
Die Aktien der Deutschen Bank leiden bereits seit Jahren unter den
Folgen der Finanzkrise, da das Billiggeld der Notenbanken das
Zinsgeschäft einbrechen ließ. Als Belastung hinzu kamen diverse
Rechtsstreitigkeiten. Nach dem geplatzten Traum von einer Fusion mit
der Commerzbank
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ISIN DE0005140008
AXC0108 2019-07-08/12:55