BRÜSSEL/BERLIN (Dow Jones)--Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire hat sich vor einem Treffen der Eurogruppe in Brüssel für eine schnelle Einigung der EU auf einen gemeinsamen europäischen Kandidaten zur Nachfolge von Christine Lagarde an der Spitze des Internationalen Währungsfonds (IWF) ausgesprochen. "Wir werden heute einen ersten Austausch unter uns über die Nachfolge von Christine Lagarde haben", sagte Le Maire. "Was wir wollen, ist, dass es einen europäischen Kandidaten gibt, der ihr nachfolgt."
Man wolle erstens eine schnelle Entscheidung und zweitens einen gemeinsamen Kandidaten, über den unter den EU-Finanzministern Einigkeit bestehe. Einen entsprechenden Vorschlag sollten die Finanzminister schnell den Staats- und Regierungschefs vorlegen. Auf einen Namen wollte sich Le Maire aber nicht festlegen. Frankreich werde einen Kandidaten unterstützen, der die "nötige Erfahrung" habe, sagte er nur.
Auch die spanische Finanzministerin Nadia Calvino sprach sich dafür aus, den IWF-Chefposten erneut aus Europa zu besetzen. "Aus spanischer Sicht hat es Priorität, dass an der Spitze des IWF weiterhin ein Europäer steht", sagte sie. Dies sei nach ihrem Dafürhalten die Ansicht aller. Calvino lehnte es aber ebenfalls als "verfrüht" ab, jetzt bereits über einzelne Kandidaten zu sprechen. Auch der niederländische Finanzminister Wopke Hoekstra wollte nicht über einen Namen spekulieren. "Ich denke, es gibt viele exzellente europäische Kandidaten, also gibt es eine Menge Auswahl", erklärte er.
Die Nominierung Lagardes zur neuen Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) soll ein Thema sein, das im Zentrum der Beratungen der europäischen Finanzminister bei ihren Tagungen der Eurogruppe am Montag und der gesamten EU am Dienstag in der belgischen Hauptstadt steht. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) fehlt bei den Tagungen allerdings urlaubsbedingt. Von der Bundesregierung hieß es bei einer Pressekonferenz in Berlin zu der Sache lediglich, der "Prozess der Findung" eines Nachfolgers oder einer Nachfolgerin für Lagarde habe gerade begonnen.
Diskutiert werden soll in Brüssel unter anderem auch über den weiteren Reformprozess in Griechenland nach dem Wahlsieg der konservativen Nea Dimokratia unter dem kommenden Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis, über die italienische Budgetpolitik sowie über die Wirtschaftslage in der Eurozone und die internationale Rolle des Euro.
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July 08, 2019 10:10 ET (14:10 GMT)
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