BERLIN (Dow Jones)--Das ifo Institut sieht den Aufbau einer möglichen Batterieproduktion in der ostdeutschen Lausitz als unrealistisch. "Man sollte nicht versuchen, regionalpolitische Ziele mit industriepolitischen Instrumenten zu lösen", sagte ifo-Präsident Clemens Fuest laut einer Pressemitteilung des Instituts in Dresden. Bei der Industriepolitik gehe es darum, Wettbewerbsvorteile in Gesamtdeutschland zu sichern. Da in Deutschland jeder zehnte Arbeitsplatz in der Industrie am Verbrennungsmotor hänge, sei die Sicherung der Wertschöpfung durch Erschließung von Zukunftstechnologien wichtig. Dabei sollte die Regionalpolitik aber keine Rolle spielen, sagte Fuest. Wenn industriepolitische und regionalpolitische Anliegen vermischt würden, erreiche man am Ende keines von beiden.
Die Lausitz hatte sich große Hoffnungen gemacht, als Standort für Batterieforschung rund 500 Millionen Euro an Bundesmitteln in die Region zu holen. Doch die Bundesregierung entschied zum Monatsbeginn, die Batterie-Forschung hauptsächlich im westfälischen Münster anzusiedeln.
Der stellvertretende Leiter der ifo-Niederlassung Dresden, Joachim Ragnitz, sagte zu Dow Jones Newswires, eine Batterieproduktion in der Lausitz anzusiedeln hätte auch deshalb nicht funktioniert, weil weder die Fachkräfte noch die Abnehmer der Autoindustrie in der Nähe verfügbar seien. Um den Strukturwandel in der Lausitz zu bewältigen, müsse man stattdessen an spezifischen Kompetenzen der Region anknüpfen. "Davon gibt es in der Lausitz etliche, zum Beispiel freie Flächen, die Nähe zu Polen und Berlin oder die Technische Universität Cottbus-Senftenberg." Auf den freien Flächen könne man etwa Fabriken mit hoher Lärmemission errichten oder "Sachen, die Platz brauchen und nicht auf hochqualifizierte Mitarbeiter angewiesen sind", so Ragnitz.
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July 10, 2019 12:12 ET (16:12 GMT)
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