BERLIN (Dow Jones)--Die Deutsche Umwelthilfe hat vor einem möglichen Ausbaustopp der Windkraft in Nordrhein-Westfalen gewarnt. Mit dem neuen Landesentwicklungsplan, den der Landtag in Düsseldorf am Freitag beschließen will, verabschiede sich das Land de facto vom Klimaschutz, erklärte Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner in einer vorab am Donnerstag verteilten Pressemitteilung. Die Vorlage für den Gesetzentwurf sieht künftig einen pauschalen Abstand zwischen Windkraftanlagen und Wohngebieten von 1,5 Kilometern vor.
Zur Begründung heißt es, damit solle "die Akzeptanz für die Windenergie" erhalten bleiben. Die schwarz-gelbe Landesregierung will insbesondere Beeinträchtigungen durch Lärm und Schatten minimieren. Die neue Abstandsregelung stelle sicher, dass "keine optisch bedrängende Wirkung zu Lasten der Wohnnutzung" ausgehe. "Damit soll dem besonderen Potenzial des Repowerings an durch Windkraft geprägten Standorten ebenso wie der Beschränkung der Anzahl neuer Anlagen Rechnung getragen werden."
Das Umweltbundesamt hatte erst im März vor Mindestabständen bei der Windkraft gewarnt. Bei einem pauschalen Abstand von 1,5 Kilometern verblieben bundesweit nur noch 15 bis 40 Prozent der Fläche, um Windparks zu errichten. Schon mit einem Abstand von einem Kilometer wäre ein Ausbau der Windkraft "kaum ausreichend möglich", hieß es in der Studie.
Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert, dass sich nach Bayern nun ein zweites Bundesland seiner Verantwortung für den Ausbau der Windenergie entziehe. "Diese Entscheidung ist völlig unverständlich und realitätsfern", sagte Bundesgeschäftsführer Müller-Kraenner. "Während die Städte und Kommunen in NRW reihenweise den Klimanotstand ausrufen, setzt man auf Landesebene ein Ausrufezeichen gegen den Klimaschutz." Der Verein fordert daher Vorgaben des Bundes, wie viel Prozent der Landesfläche für die Windenergie zur Verfügung gestellt werden müssen. Die CDU-Landtagsfraktion war für eine Stellungnahme nicht mehr zu erreichen.
Link zur Gesetzesvorlage - Punkt 10.2: https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMV17-1831.pdf
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July 11, 2019 11:58 ET (15:58 GMT)
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