Bielefeld (ots) - Wenn am Dienstag das Europaparlament über das  Amt der Kommissionspräsidentin entscheidet, entsteht mit großer  Wahrscheinlichkeit größter politischer Schaden. Für die Kandidatin,  für das Europaparlament, für die Kommission, für die Europäische  Union insgesamt. Richtig ist der Vorhalt von Kritikern, dass die  Staats- und Regierungschefs mit der amtierenden deutschen  Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen eine Kandidatin zur Wahl vorgeschlagen haben, über die die Wähler nicht entscheiden durften.  Richtig ist auch, dass die Staats- und Regierungschefs sich wieder in Kungelrunden der Hinterzimmer-Diplomatie wichtiger nehmen als die  demokratische Wahlentscheidung. Das hilft weder der Stabilisierung  des Vertrauens in Rechtsstaatlichkeit, noch stärkt es die Akzeptanz  der EU insgesamt und der Kommission insbesondere. Der Schaden wird  größer, wie immer die Wahl ausgeht. Wird Frau von der Leyen  bestätigt, geschieht dies voraussichtlich mit den Stimmen der  rechtskonservativen Regierungen, die Europa in dieser Form nicht mehr wollen. Dazu wird das demokratische Prinzip einer Wahl gleich doppelt beschädigt: Über die neue Kommissionspräsidentin durften dann nicht  nur die Bürgerinnen und Bürger nicht entscheiden. Mit Frau von der  Leyen würde sich außerdem eine Minderheit der rechtskonservativen  Staatsregierungen gegen die Mehrheit durchsetzen. Das demokratische  Prinzip wäre ebenso beschädigt wie das Friedensprojekt EU. Der neue  Nationalismus, den die rechtskonservative Parteienfamilie befördern  will, verstärkt dazu das Risiko des vollständigen Scheiterns der EU,  der alte Kontinent droht in Bedeutungslosigkeit zu zerfallen. Wird  Frau von der Leyen nicht vom Parlament bestätigt, fällt Europa wieder in eine neue Phase der Macht-, Plan- und Handlungslosigkeit. Nicht  nur wird dies US-Präsident Trump, Kreml-Chef Putin und Chinas  Staatschef Xi Jinping gefallen. Auch die Menschen in Europa werden  sich einmal mehr enttäuscht abwenden. Das Kind EU liegt nun also im  Brunnen - und niemand scheint zu wissen, wie man ihm da heraus hilft. Frau von der Leyen immerhin hätte eine Option, den Teufelskreis zu  durchbrechen. Sie könnte dem Rat des SPD-Fraktionsvize Achim Post  folgen und erklären, dass sie keine Mehrheit akzeptiert, die nur  durch die anti-europäische Rechte um die Herren Orban (Ungarn),  Kaczynski (Polen) und Salvini (Italien) zustande kommt. Das wäre  vielleicht ein Impuls, der eine neue Beweglichkeit ermöglichte. Es  wäre nur ein Anfang, nicht mehr. Aber ein Anfang.
OTS: Neue Westfälische (Bielefeld) newsroom: http://www.presseportal.de/nr/65487 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_65487.rss2
Pressekontakt: Neue Westfälische News Desk Telefon: 0521 555 271 nachrichten@neue-westfaelische.de
OTS: Neue Westfälische (Bielefeld) newsroom: http://www.presseportal.de/nr/65487 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_65487.rss2
Pressekontakt: Neue Westfälische News Desk Telefon: 0521 555 271 nachrichten@neue-westfaelische.de
© 2019 news aktuell