FRANKFURT (Dow Jones)--Nach dem Rücktritt Harald Krügers als Vorstandschef von BMW hat der Premiumautobauer einen Nachfolger in den eigenen Reihen gefunden. Wie der DAX-Konzern mitteilte, hat der Aufsichtsrat die Berufung von Produktionsvorstand Oliver Zipse an die Konzernspitze beschlossen. Er soll sein neues Amt am 16. August antreten.
Zipse sitzt seit 2015 im BMW-Vorstand. Er hat 1991 als Trainee bei dem Autobauer angefangen.
Der noch amtierende Vorstandschef Krüger wird seinen Posten zum 15. August niederlegen. Er hatte Anfang Juli angekündigt, seinen noch bis April 2020 laufenden Vertrag nicht zu verlängern. Offiziell begründete Krüger, der den Hersteller von Oberklassewagen seit vier Jahren leitet, die Entscheidung mit einer beruflichen Neuorientierung. Die zuletzt holprige operative Entwicklung des Münchener Konzerns dürfte aber auch eine Rolle gespielt haben.
Die öffentliche Kritik am Management war nach Negativschlagzeilen zuletzt lauter geworden. Vergangenes Jahr überraschte BMW mit zwei Gewinnwarnungen, in der Autosparte fiel dieses Jahr erstmals seit rund zehn Jahren in einem Quartal ein Verlust an. Und auch die Aussichten für das laufende Jahr sind trotz der Modelloffensive und steigenden Absatzzahlen alles andere als ermutigend: Der Gewinn dürfte wegen einer drohenden Kartellstrafe der Europäischen Kommission deutlich sinken.
Kritiker hatten Krüger vorgeworfen, den Wandel zur Elektromobilität bisher zu langsam angepackt zu haben. Sein Vorgänger Norbert Reithofer hatte BMW während seiner Amtszeit auf Rendite getrimmt und zudem mit dem i3 und i8 einen Entwicklungsvorsprung zur Konkurrenz aufgebaut. Eine eigene Plattform für Elektrowagen, wie sie etwa Volkswagen hat, besitzt BMW nicht.
Ob mit dem Wechsel an der Spitze auch eine Anpassung der bisherigen Strategie verbunden ist, bleibt abzuwarten. BMW hatte vor kurzem angekündigt, seine Elektroautos schneller als bisher geplant auf den Markt zu bringen.
Unabhängig von möglichen strategischen Anpassungen bleiben die Aussichten für BMW kurzfristig trübe. Das eigene Margenziel von 8 bis 10 Prozent im Autogeschäft wird BMW 2019 klar verfehlen. Und auch für die kommenden Jahre sieht es düster aus. Für Analysten von Evercore ISI wäre es schon ein Erfolg, wenn BMW überhaupt die gesenkte Zielbandbreite für die operative Marge mit 6 bis 8 Prozent in den Jahren 2020 und 2021 erreichen würde. Ein Grund für den eher trüben Ausblick sehen sie auch in den gegenüber der Konkurrenz überproportional gestiegenen Arbeitskosten bei BMW.
(Mitarbeit: Markus Klausen)
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July 18, 2019 14:42 ET (18:42 GMT)
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