(neu: Aussagen aus der Telefonkonferenz, Aktienkurs, Hintergrund)
DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Handelskonzern Metro
"Wir sind gegenüber Änderungen im Aktionärskreis aufgeschlossen", erklärte Metro-Chef Olaf Koch. Unabhängig davon sei Metro jedoch aus Sicht von Vorstand und Aufsichtsrat "bereits heute in der Lage, auf das sich dynamisch entwickelnde Marktumfeld zu reagieren". Der Preis sei jedoch nicht angemessen, daher empfehle man den Aktionären, das Angebot nicht anzunehmen. So sieht Metro die aus ihrer Sicht erreichten Fortschritte beim Umbau zu einem reinen Großhändler und die daraus resultierenden Wachstumspotenziale "nicht hinreichend reflektiert". Der Manager ließ in einer Telefonkonferenz jedoch offen, was er für angemessen hält.
Andrew Gwynn vom Analysehaus Exane BNP hatte bei der Vorlage der Quartalszahlen am Vorabend bereits eine Ablehnung erwartet. Er gehe dabei nicht von einer Erhöhung des Angebots aus, der faire Wert liege unter der Offerte. Auch Bernstein-Analyst Bruno Monteyne teilt die Argumentation Metros, das Angebot sei zu niedrig, nicht.
Die Aktie schwankte am Mittwoch und lag am Mittag leicht im Minus. Mit knapp 15,50 Euro notierte das Papier weiter unter dem Angebotspreis. Kretinsky und sein slowakischer Partner Patrik Tka wollen Metro in einem rund 5,8 Milliarden Euro schweren freiwilligen Angebot übernehmen. Dabei biete die Holding EPGC für die Stammaktien der Metro AG 16,00 Euro und für die Vorzugsaktien 13,80 Euro. Die Mindestannahmeschwelle liegt bei 67,5 Prozent, das Angebot läuft noch bis 7. August. Bernstein-Analyst Monteyne argumentiert dabei, dass es schwierig werde, diese Schwelle zu erreichen. Dies könne von EPCG jedoch einkalkuliert sein, um dann später mit einem niedrigeren Pflichtangebot wieder zu kommen.
Der Metro-Aufsichtsratsvorsitzende Jürgen Steinemann forderte zudem mehr Klarheit über die künftige Strategie der Kretinsky-Holding EPGC sowie über die Auswirkungen "der Akquisitionsfinanzierung auf die Handlungsfähigkeit des Unternehmens". So sorgt sich Metro darum, dass der hohe Anteil des Fremdkapitals den Verschuldungsgrad des Handelskonzerns erhöhen könnte und fürchtet negative Auswirkungen auf die Bonität. So hatten die Ratingagenturen Standard & Poor's und Moody's bereits eine Prüfung der Bonität auf eine mögliche Herabstufung angekündigt.
Die Entscheidung von Aufsichtsrat und Vorstand sei einstimmig ausgefallen, erklärte Koch zudem. Nicht mit abgestimmt hat dabei Großaktionär Haniel, der seine gut 15 Prozent bereits angedient hat. Metro begrüße jedoch die grundsätzliche Unterstützung des derzeit laufenden Umbauprogramms durch die EPGC und stehe "einem konstruktiven Dialog weiterhin offen gegenüber", hieß es in der Stellungnahme. Niemand habe etwas gegen EPGC, ergänzte Koch. Der Handelskonzern erkenne auch an, das "kurzfristig orientierte Anleger sich für eine Annahme des Gebots entscheiden könnten.
Kretinsky will eigenen Aussagen nach mit seinem slowakischen Partner Patrik Tka die volle operative Kontrolle über Metro übernehmen, um eine "klare Wachstumsstrategie" verfolgen zu können. Details dazu ließ sich der potenzielle Käufer bislang jedoch nicht entlocken.
Der Düsseldorfer Konzern befindet sich seit längerem im Wandel.
Einst ein großer Gemischtwarenladen mit verschiedensten Groß- und
Einzelhandelsaktivitäten, ist er nun auf dem Weg zum reinen Händler
für Profikunden und Gastronomie. Im Zuge dessen trennte sich Metro
neben Kaufhof von einer Reihe von Geschäftsbereichen. Vor rund zwei
Jahren spaltete sich der Konzern als wichtigsten Baustein in einen
Großhändler und einen Elektronikkonzern (die heutige Ceconomy
Metro kämpft dabei weiter mit Problemen, vor allem im wichtigen russischen Geschäft. Hier sinken Umsatz und Ergebnis kontinuierlich. Der Abschwung dort setzte sich auch im dritten Quartal fort, dessen Zahlen der Konzern bereits Dienstagabend vorlegte. In Russland hatte Metro zuletzt unter anderem mit Preissenkungen reagiert, um das Geschäft wieder anzukurbeln. Die Maßnahmen griffen jedoch weiterhin etwas langsamer als erwartet, wie Metro erläuterte. Das operative Ergebnis des für Metro wichtigen Geschäfts ging erheblich zurück.
Dazu hängt den Düsseldorfern die Supermarktkette Real trotz aller Sanierungsprogramme wie ein Mühlstein um den Hals. Das Management will Real an den Immobilienkonzern Redos verkaufen, der Deal ist jedoch noch nicht abgeschlossen. Koch geht davon aus, den Vertrag bis Mitte September unterschriftsreif zu bekommen. Real weitete seine Verluste im dritten Quartal aus, trotz eines späten Ostergeschäft, welches die Umsätze ankurbelte.
Das diesmal auf den April fallende Osterfest ließ auch den Konzernumsatz im dritten Quartal um 2,8 Prozent auf knapp 7,6 Milliarden Euro steigen - auf vergleichbarer Fläche lag das Plus bei 3,4 Prozent, was etwas besser war als von Analysten geschätzt. Ohne den Ostereffekt lag das Plus bei rund 2 Prozent. Der Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft stagnierte jedoch, auch, da Metro in Russland weniger verdiente. Zwar stieg der Nettogewinn um gut 40 Prozent auf 79 Millionen Euro. Das lag aber daran, dass Metro Abschreibungen bei Real in Höhe von 124 Millionen Euro ausgesetzt hat. Im zweiten Quartal hatte der Handelskonzern im Rahmen des laufenden Verkaufsprozesses 385 Millionen Euro auf das seit Jahren schwächelnde Geschäft abgeschrieben.
Blickt man auf den Neunmonatszeitraum, legte der Umsatz nur leicht zu, sank das operative Ergebnis Ebitda und stand unter dem Strich wegen der Real-Abschreibungen ein Verlust. Dennoch liegt die Entwicklung im Rahmen der Planungen so dass Metro die Prognose für das Geschäftsjahr 2018/19 (per 30. September) bekräftigte./nas/mne/jha/
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AXC0177 2019-07-24/13:29