Wegen weltweiter Handelskonflikte und einer unsicheren Konjunktur rechnet die Luftverkehrsbranche in Deutschland in der zweiten Jahreshälfte mit einem langsameren Wachstum. Das Sitzplatzangebot in Flugzeugen, die von deutschen Airports starten, steige im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nur noch um 0,4 Prozent, teilte der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) am Mittwoch in Berlin mit. Betrachtet man nur den innerdeutschen Verkehr, werde das Angebot im zweiten Halbjahr sogar um 1,1 Prozent schrumpfen.
Zwischen Januar und Juni wuchs das Sitzplatzangebot noch um 4,4 Prozent - allerdings lag das an einem Effekt aus der Air-Berlin-Pleite 2017. Im Vergleichszeitraum erstes Halbjahr 2018 war das Angebot nur stufenweise durch andere Anbieter aufgebaut worden, während es im ersten Halbjahr 2019 wieder vollständig verfügbar war - das erklärt nach Verbandsangaben die hohe Wachstumsrate.
Die Gesamtzahl der Sitzplatzangebote im Jahr 2019 wird sich demnach auf rund 289,18 Millionen belaufen. Der Verband geht von einem Gesamtwachstum von 2,3 Prozent aus. 2018 war die Steigerung mit 4,6 Prozent höher.
BDL-Hauptgeschäftsführer Matthias von Randow sagte: "Das Wachstum im Luftverkehr hält an, allerdings spürt die Branche die Folgen der eingetrübten Konjunktur. Leider hält der Trend an, dass die deutschen Fluggesellschaften in viel zu geringem Maße von diesem Wachstum profitieren, das seit 2012 vor allem an ausländische Wettbewerber geht."
Auswirkungen durch die weltweiten Klimaproteste von Schülern und Aktivisten, die auf die schwedische Schülerin Greta Thunberg zurückgehen, bemerkt der Verband nicht. Man stelle keinen Rückgang fest, der mit der Klimaschutzdiskussion in Zusammenhang stehe, sagte von Randow. Die Nachfrage nehme vielmehr weltweit zu. Mit Blick auf die Klimaschutzdebatte in Deutschland mit möglichen höheren Abgaben warnte von Randow vor "nationalen Insellösungen". Er sprach sich zudem dafür aus, das Aufkommen aus der Luftverkehrsteuer in die Förderung von innovativen Technologien wie etwa einer Markteinführung eines regenerativen Kraftstoffs zu stecken.
Die Ticketpreise für Flugreisen stiegen im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1 bis 2 Prozent, wie es weiter hieß. Zum Ausblick sagte von Randow: "Eine Prognose, wie sich Ticketpreise entwickeln, ist immer nur begrenzt tragfähig, weil das von vielen Faktoren abhängt. Wir rechnen aber damit, dass sich die Tendenz aus dem ersten Halbjahr weiter fortsetzen wird."/rin/DP/jha
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AXC0216 2019-07-24/15:09