BERLIN (Dow Jones)--Laut einer Studie ist die Stromproduktion in Atomkraftwerken marktwirtschaftlich nicht wettbewerbsfähig. Im Durchschnitt generiere jede heute neu gebaute Anlage einen Verlust von 4,8 Milliarden Euro, heißt es in einem Wochenbericht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Im günstigsten Fall entstehe ein Minus von 1,6 Milliarden Euro. Die wenigen derzeitigen Investitionen in Atomkraftwerke in Europa und OECD-Ländern produzierten absehbar sogar Verluste in bis zu zweistelliger Milliardenhöhe.
Für die Berechnung berücksichtigten die Forscher die heutigen und künftigen Strompreise, die Investitionskosten sowie die Kapitalkosten. Unter keinen realistischen Umständen könne ein Kernkraftwerk demnach einen positives Nettobarwert ausweisen. Den Autoren zufolge wird ein großer Teil dieser Kosten von der Allgemeinheit getragen. So seien Betreiber von Kernkraftwerken nicht gegen die Risiken von Unfällen versichert. Weltweit gebe es keinen Finanzdienstleister, der eine solche Versicherung anbietet.
Auch in der Vergangenheit hätten bereits zahlreiche Studien gezeigt, dass keines der bisher über 600 auf der Welt gebauten Atomkraftwerke wettbewerbsfähig gewesen sei. "Die militärischen und geostrategischen Interessen standen immer an erster Stelle und diese Energiequelle war massiv subventioniert", erklärt Studienautor Christian von Hirschhausen. "Jetzt steht auch fest, dass es sich auch in Zukunft nicht rentieren wird, in Atomenergie zu investieren - weder in neue AKWs noch in die Verlängerung bestehender."
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July 24, 2019 11:16 ET (15:16 GMT)
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