
BERLIN (Dow Jones)--Die deutschen Bankenverbände haben die geldpolitische Haltung der Europäischen Zentralbank (EZB) mit Mahnungen quittiert. "Die EZB muss aufpassen, sich nicht übereilt selbst unter Druck zu setzen", sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB), Christian Ossig. Der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Helmut Schleweis, warnte vor Schaden für die Wirtschaft. Der Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) sprach von einer wiederholten und schweren Belastung.
Ossig vom BdB sagte, es sei zwar richtig, dass die Notenbank ihre verschiedenen Handlungsmöglichkeiten prüfe und betone. "Doch angesichts der bereits sehr expansiven Geldpolitik sprechen die Konjunkturdaten keinesfalls zwingend dafür, den Geldhahn - auf welche Weise auch immer - noch weiter aufzudrehen", warnte Ossig. Im Gegenteil würden die Risiken und Nebenwirkungen der extrem lockeren Geldpolitik weiter zunehmen. "Und von der Aussicht auf eine Rückkehr in eine 'normale' Zinswelt können wir dann wohl gleich auf mehrere Jahre Abschied nehmen."
Der EZB-Rat hatte wie erwartet seine Leitzinsen unverändert gelassen, zugleich aber eine Senkung in Aussicht gestellt. Zudem wollen die Frankfurter Zentralbanker Optionen für eine Wiederaufnahme von Nettoanleihekäufen und Maßnahmen zur Milderung der nachteiligen Nebenwirkungen negativer Zinsen für Banken prüfen.
DSGV-Präsident Schleweis sorgte sich um die Folgen für die Wirtschaft angesichts der Signale der EZB, ihre Geldpolitik bald noch expansiver auszugestalten. "Ein weiteres Anhalten oder eine Verschärfung der Negativzinsen wird für die Wirtschaft und für jeden in diesem Land deutlich spürbar werden", sagte er. Angesichts der Erfahrungen in Japan könne man "nur davor warnen, die langfristig negativen Effekte zu unterschätzen".
Kritik kam auch vom Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands. "Die Ankündigung der EZB die ultralockere Geldpolitik erneut intensivieren zu wollen, ist eine wiederholte und schwere Belastung für Banken, Finanzstabilität, Sparer und Unternehmen", sagte Hauptgeschäftsführerin Iris Bethge. Die EZB bereite nun kommunikativ weitere geldpolitische Extremmaßnahmen vor und drohe damit, die schädlichen Nebenwirkungen für Sparer, Banken und Unternehmen zu zementieren. "Leider verlängert die EZB die Dosis der falschen Medizin."
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July 25, 2019 09:04 ET (13:04 GMT)
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